Migros Museum zeigt Tadeusz Kantor

Tadeusz Kantor (1915 geboren in Wielopole Skrzynskie, gestorben 1990 in Krakau) ist einer der bedeutendsten polnischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Neben seinem Schaffen als bildnerischer Künstler gilt er ebenso als Theater-Reformator, der sich an den Ideen der Avantgardisten wie Antonin Artaud und Alfred Jarry, aber auch am Bauhaus-Theater orientierte.

Kantor befasste sich mit der Illusionsbrechung des klassischen Theaters, dessen Distanzierung von der klassischen Bühnensituation hin zu einer Öffnung in Richtung reales Leben. Kantor gehört zu denjenigen Künstlern des 20. Jahrhunderts, die einen offenen, spartenübergreifenden Kunstbegriff proklamierten und praktizierten. Mit seiner Wandertheatergruppe "Cricot", die er Mitte der 1950er Jahre gründete, wurde Kantor in den 1970er Jahren weltberühmt.

Anstelle einer klassischen Retrospektive, gegliedert nach Perioden und Gattungen, wird die Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst durch einen freieren inszenatorischen Charakter geprägt, der versucht, Kantors Arbeiten als Gesamtkunstwerk aufzuzeigen. Dieses Konzept war für Kantor zeitlebens gültig. Im Fokus steht die Untersuchung des Performativen und dessen Vermischung: dem Crossover mit dem Theater und der bildenden Kunst. Ebenfalls bietet die Ausstellung erstmals in der Schweiz einen umfassenden Überblick über das vielseitige Schaffen Kantors – von seinen Theaterinszenierungen und Aktionen bis zu seinem malerischen und skulpturalen Werk.

Nebst Filmen, Zeichnungen, Malereien und Theaterskulpturen werden auch erstmals Happening-Fotografien von Eustachy Kossakowski (1925–2001), der Kantors künstlerisches Schaffen jahrzehntelang fotografisch dokumentierte, gezeigt. Gleichzeitig ist die Ausstellung eine inhaltlich-diskursive Fortführung der Auseinandersetzung mit dem aktuellen künstlerischen Interesse am Vermischen und Überschneiden von theatral-performativen Ansätzen in der Gegenwartskunst, die bereits in mehreren vorgängigen Ausstellungsprojekten untersucht wurden.

Die Ausstellung besteht aus über sechzig Werken, entstanden ab Mitte der 1940er Jahre bis zum Ende der 1980er Jahre. Ebenfalls wird eine Auswahl von Filmen wie "Die tote Klasse" (1975, Regie: Andrzej Wajda), sein bekanntestes Theaterstück aus den 1970er Jahren, oder "Wielopole, Wielopole" (1980, Regie: Andrzej Sapija) zu sehen sein. Zusammen mit verschiedenen Theaterskulpturen – so beispielsweise die Werke "Macchina dell"amore e della morte" (1987) oder "Children at their desks" from "The Dead Class", (1989), – bilden diese eine dichte Gesamtinstallation. Ein weiterer Teil der Ausstellung besteht aus einer Reihe von Zeichnungen, Malerei, Collagen und privatem Archivmaterial aus der Sammlung Ahrenberg.


Tadeusz Kantor
30. August bis 16. November 2008