Michele Arnaboldi, architetture

Michele Arnaboldi ist einer der bedeutendsten Vertreter der "zweiten Generation" der Tessiner Architekten. Durch die Vertiefung und Verfeinerung der rationalen Ansätze und den engen Bezug zur Landschaft hat er zu einer eigenen architektonischen Sprache gefunden. Die Accademia di architettura in Mendrisio hat ihm eine erste monographische Ausstellung ausgerichtet, die nun an der ETH Zürich gezeigt wird.

Aurelio Galfetti, Livio Vacchini, Luigi Snozzi und Mario Botta, um nur die bekanntesten zu nennen, verliehen in der Folge von Rino Tami der Tessiner Architektur eine eigene Identität. Die der "Tendenza" nachfolgende Generation – die "zweite Generation" der so genannten Tessiner Schule – sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, sich auf diesem Boden weiterzuentwickeln. Dem Architekt Michele Arnaboldi, früher Mitarbeiter bei Luigi Snozzi, ist dies herausragend gelungen.

Die strenge Ordnung seiner Bauten entwickelt Arnaboldi immer in Beziehung zur Landschaft. Volumen und Erschliessung nehmen Bezug zum Ort und stärken ihn. In gefassten Aussenräumen gehen Gebäude und Landschaft ineinander über. Die voralpine Topografie und das mediterrane Klima beeinflussen die Ausprägung der Gebäude: steile Zugänge, Terrassen, Loggien. In den Innenräumen spielen Ausblicke und der Lichteinfall eine gestalterische Rolle, während im konstruktiven Layout die Strukturen betont werden. Das Programm der Funktionen wird in geordnete, teilweise fliessende Räume übertragen und die Materialien werden bewusst reduziert eingesetzt.

Die Ausstellung "Michele Arnaboldi, architetture", ist in Zusammenarbeit des Architekten mit der Accademia di architettura in Mendrisio entstanden. Sie zeigt acht ausgeführte Bauten und vier Beiträge zu grossen Wettbewerben. Die präsentierten Bauten verteilen sich über den Kanton Tessin: Case in Cruglio (Arcegno), Casa Ferretti in Solduno, Banca Raiffeisen in Intragna, Case Katz in Aldesago, Case Pegurri in Vico Morcote, Casa und Atelier Bill in Pianezzo, Casa Thür in Porta und Case Vignascia in Minusio. Die ausgestellten Wettbewerbsprojekte sind der Entwurf für das Verkehrshaus Schweiz in Luzern, das Nuovo centro culturale – Palace in Lugano, das Stadion Letzigrund in Zürich und Pian Scairolo in Lugano.

Die Ausstellung lässt durch virtuelle Fenster blicken, welche die Intimität der Häuser in der umliegenden Landschaft vermitteln und die Kraft der architektonischen Lösungen erleben lassen. Dokumentiert sind die Projekte mit Plänen, Schnitten und Studienmodellen. Zur Ausstellung in Mendrisio ist im Birkhäuser Verlag die erste Monographie zu Michele Arnaboldi erschienen. Das Buch, in italienischer und englischer Sprache, ist während der Dauer der Ausstellung am Institut gta erhältlich.

Publikation: "Arnaboldi". Mit Texten von Mario Botta, Werner Oechslin, Simona De Giuli und einem Interview von Nicoletta Ossanna Cavadini; konzipiert von Michele Arnaboldi und Jannuzzi Smith; 23 x 28 cm, 184 Seiten, 340 Bilder, 40 in Farbe, Hardcover, English/Italiano. Birkhäuser Verlag 2010, ISBN 978-3-0346-0355-3, CHF 105.00/Euro 64.09

Michele Arnaboldi, architetture
31. März bis 29. April 2010