Mehr als "Casablanca" - Der Regisseur Michael Curtiz

27. April 2009 Walter Gasperi
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Berühmter als der aus Ungarn stammende Michael Curtiz sind die Filme, bei denen er Regie führte. Denn mit "Casablanca" und "Captain Blood", aber auch mit "Mildred Pierce" und "We"re No Angels" assoziiert man nicht so sehr Curtiz als vielmehr die Stars Bogart und Flynn, Joan Crawford und Peter Ustinov.

Michael Curtiz teilt gewissermaßen das Schicksal des britischen Regisseurs Carol Reed. Zumindest einen weltberühmten Klassiker haben beide geschaffen, doch wie man bei "The Third Man" zumindest zunächst nicht an Reed denkt, so assoziert man mit "Casablanca" zwar Bogart und Bergman, Claude Reins und Paul Henreid, Sam "Dooley" Wilson am Klavier und vieles andere – aber wohl kaum Michael Curtiz.

Die Regisseure mögen nichts gemeinsam haben, "The Third Man" und "Casablanca" haben es sicherlich: Beides sind perfekte Ensemblearbeiten, die von der Besetzung bis hin zu Exilanten bei dem einen und echten Wienern bei dem anderen Film, dem Zeitkolorit, einem ausgefeilten Drehbuch, geschliffenen Dialogen und natürlich ihrem zu Ohrwürmern gewordenen musikalischen Motiv leben.

Curtiz, 1888 in Ungarn geboren und sich schon 1912 dem Film zuwendend, in der Folge zum wichtigsten ungarischen Regisseur aufsteigend und in den 20er Jahren in Wien mit "Sodom und Gomorrha – die Legende von Sünde und Strafe" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1924) österreichische Monumentalfilme drehend, kam 1926 nach Hollywood. Bald nahm ihn Warner Bros., für die er bis 1953 arbeitete, unter Vertrag. In den 1930er Jahren drehte Curtiz jährlich fünf bis sechs Filme und stieg rasch zu einem der kommerziell erfolgreichsten Regisseure des Studios auf.

Im Horrorgenre ("Dr. X", 1932) war er ebenso zu Hause wie im Gangsterfilm ("20000 Years in Sing Sing", 1932), seine größten Erfolge gelangen ihm in dieser Zeit aber mit Errol Flynn, den er zum Star machte. Mit "Captain Blood" (1935) und "The Sea Hawk" (1940) schuf er gleichzeitig Marksteine des Piratenfilms und verhalf dem Genre zu einer kurzen Blüte. Leichtfüßig und souverän inszeniert, nicht zuletzt dank der Besetzung der Hauptrolle mit Flynn mit einem Hang zum Komödiantischen gelangen Curtiz hier ebenso wie mit seiner Version von "Robin Hood" (1937) unbeschwerte und zeitlose Unterhaltungsfilme.

Aber nicht nur männliche Stars konnte er brillant führen und verhalf so James Cagney mit "Yankee Doodle Dandy" (1942) zu seinem einzigen Oscar, sondern auch Joan Crawford verschaffte Curtiz ihre vielleicht stärkste Rolle: "Mildred Pierce – Solange ein Herz schlägt" (1945) gilt als einer der wichtigsten Frauenfilme der 40er Jahre und als ein Film, der schon unmittelbar nach Kriegsende mit den Ängsten der Amerikaner vor der Neubewertung der Geschlechterrollen spielte.

Mit wenig Erfolg kehrte Curtiz mit dem epischen Film "Sinuhe – der Ägypter" (1954) zu seinen Anfängen zurück, mehr Erfolg hatte er da schon - nicht zuletzt dank der lustvoll aufspielenden Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray - mit der Ausbrecherkomödie "We´re No Angels" (1955). Seine Fähigkeit Schauspieler zu führen bewies Curtiz auch in der Arbeit mit Elvis Presley ("King Creole – Mein Leben ist der Rhythmus", 1958), ehe er, schon seit einigen Jahren krebskrank, mit dem Western "The Comancheros" (1961) kurz vor seinem Tod am 11. April 1962 den letzten seiner über 160 Film drehte.