Mathematisches Spiel mit Improvisation und Ironie

Das Werk des abstrakten Malers Peter Young (geb. 1940 in Pittsburgh, USA) gilt als eine der spannendsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Peter Young galt Ende der 1960er, anfangs der 1970er Jahre in der New Yorker Kunstszene als einer der interessantesten jungen Künstler, kehrte aber trotz – oder vielleicht gerade wegen – vielversprechendem Karrierebeginn anfangs der 1970er Jahre der Kunstwelt New Yorks den Rücken und zog sich nach Arizona zurück, wo er seither lebt und arbeitet.

Dass dieser Rückzug aus dem Epizentrum des aktuellen Kunstgeschehens keine Entscheidung gegen die Kunst war, sondern vielmehr eine künstlerische Entscheidung, zeigte die Retrospektive von 2007 im P.S.1 in New York, in der das Werk Peter Youngs nach langen Jahren wieder zu sehen war. In der ersten Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz wird Häusler Contemporary in "Born to be Wild" neben einer repräsentativen Auswahl von Werken aus den 1960er und 1970er Jahren auch Gemälde und Papierarbeiten aus den verschiedenen Schaffensperioden der letzten Jahre zeigen.

Peter Youngs malerisches Werk setzt Mitte der 1960er Jahre ein und orientiert sich an den Formprinzipien der Minimal Art. Seine frühesten Werkserien basieren auf geometrischen Grundstrukturen, strenge Raster werden jedoch durchbrochen und lassen bei näherer Betrachtung eine nonchalante, handgemachte Qualität erkennen. Das Mathematische spielt mit Improvisation und Ironie, bald werden Gitterstrukturen abgelöst von Kreisen, als einer freieren, ungezwungeneren Form. Youngs Interesse an fremden Kulturen, an Poesie sowie an psychedelischen und spirituellen Erfahrungen, vor allem aber die Eindrücke aus seinen Reisen nach Mexiko, Marokko und Spanien führen bald zu einer sehr eigenwilligen Schaffensweise, die in unterschiedlichen Werkgruppen ihren Ausdruck findet.

In Peter Youngs sogenannten Dot Paintings – die zu einer Art Markenzeichen wurden und die bekannteren Dot Paintings von Damien Hirst um Jahrzehnte vorwegnahmen – ersetzen scheinbar spielerisch komponierte Kreis- und Punktformationen die Geometrie und entwickeln in intensiver Farbigkeit und Dichte eine unerwartete Sinnlichkeit und Poesie. In diesen "Psychedelic Paintings" wie sie Young nennt, versucht er jenes flirrende Strahlen des Lichts auf die Leinwand zu bannen, wie er es – ganz Kind seiner Zeit – Ende der 1960er Jahre unter dem Einfluss von Halluzinogenen verstärkt erlebte. 1972 entstanden erste sogenannte "Rorschach Paintings". Durch Faltungen der Leinwand entstanden aus dem Abdruck der nassen Farben an Rorschach-Testbilder erinnernde, symmetrische Figurationen, die Peter Young später in den "Mandala Paintings" zu intensiven kaleidoskopartigen Formationen verdichtete.

Nach der Auseinandersetzung Youngs mit der Webkunst der Oaxacan Indianer in Mexiko tauchen ab Mitte der 1970er Jahre in seinem Schaffen wieder Gitterstrukturen auf. In den "Oaxacan Paintings" werden auf langen, schmalen Leinwänden unzählige "Stränge" in satten Farben wie auf einem Webstuhl malerisch zu komplizierten Mustern verwoben. So entstehen faszinierende Kompositionen, welche die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk ausloten. Neuere Arbeiten führen den spielerischen Einsatz geometrischer Form konsequent weiter.

Das Oeuvre von Peter Young entzieht sich dem Versuch einer Verortung. "After 45 years of art-making I have to admit that the whole process is as mysterious as ever. [...] I take creative leaps by spending time not thinking about what I"m going to make next. Another ideal which I"ve tried to realize is that whatever it is that I do next be unlike anything that I or anyone else has ever done before. Finally, a painting must always be animated by the spirit of life itself, or at least have that appearance."


Peter Young - Born to be Wild
29. Mai bis 25. Juli 2009