Maschinensehen

Die Ausstellung "Maschinensehen" gibt Einblick in die aktuelle Praxis der totalen Vermessung der Welt durch elektronische Sensoren. Die auf diese Weise erzeugten Daten dienen schon lange nicht mehr allein der wissenschaftlichen Erkenntnis. Sie sind die Basis zahlreicher Entscheidungen in Medizin, Industrie und Politik, beim Militär und der Polizei, mit weitreichenden Folgen für das Individuum und die Gesellschaft.

In Form von künstlerischen, filmischen Essays und Fotografien präsentiert "Maschinensehen" die Ergebnisse einer dreijährigen Feldforschung in jenen Labors und Instituten, in denen die Vermessungs- und Visualisierungstechnologien entwickelt und getestet werden, die unsere Welt, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, verändern.

Unzählige Kameraaugen und Sensoren sind heute auf die Welt gerichtet. Sie erfassen Landmassen und Meeresböden, die Oberflächen von Pflanzen, menschlichen und tierischen Körpern sowie die Beschaffenheit der Atmosphäre. Durch aufwendige Rechenprozesse werden die so gewonnenen Messdaten für das menschliche Auge in Bilder übersetzt oder direkt in die automatisierte Steuerung von Maschinen transformiert. "Ziel war es, die aktuellsten fotografischen bzw. bildgrafischen Verfahren zu erkunden, und zwar an jenen Orten, an denen sie entwickelt und angewendet werden. Die Dokumentation in unterschiedlichsten Formaten – Film, Fotografie, Zeichnung, Schrift – sollte helfen zu verstehen, welche Veränderungen diese neuen Verfahren für unsere Gesellschaft mit sich bringen. Die Hoffnung war, eine Ästhetik im Entstehen beobachten zu können, während sie sich industriell oder kommerziell verbreitet und bevor sie in das Vokabular der Künste integriert wird." (Armin Linke, HfG Karlsruhe)

Die StudentInnen dokumentierten vor Ort die Geräte, Räumlichkeiten, Personen, wissenschaftliche Modelle und Fachbegriffe, die im Prozess der Produktion und Analyse von Sensordaten zusammenwirken. Sie beobachteten Forscher, Entwickler und Anwender bei der Vermessung unterschiedlichster Objekte: bei der Erfassung der Erdatmosphäre, der Grenzen von Küstenstaaten, der Abläufe im Gehirn, der Struktur von Leichnamen und der räumlichen Lage der Euter von Milchkühen. Wie ist die Atmosphäre zusammengesetzt, wo verläuft der Festlandsockel, was geschieht physisch, wenn wir eine Entscheidung fällen, wie ist das Individuum zu Tode gekommen und wie kann ein Melkroboter die Zitzen finden?

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Beiträgen von Anselm Franke, Inge Hinterwaldner, Bruno Latour, Margarete Pratschke, Margit Rosen, Henning Schmidgen sowie Henning Arnecke, Lisa Bergmann, Felix Mittelberger, Christoph Oeschger und Elke Reinhuber. "Maschinensehen. Feldforschung in den Räumen bildgebender Technologien", hrsg. von Felix Mittelberger, Sebastian Pelz, Margit Rosen und Anselm Franke, Leipzig: Spector Books, 2013.

Maschinensehen
Feldforschung in den Räumen bildgebender Technologien
2. März bis 19. Mai 2013