Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert am Standort Mönchsberg in Zusammenarbeit mit der Tate Modern die erste Werkschau der Bildhauerin Maria Bartuszová (1936 Prag, heute CZ – 1996 Košice, SK) im deutschsprachigen Raum.
Trotz der Herausforderungen, die ihr das Leben als Künstlerin im totalitären System der Tschechoslowakei auferlegt, bringt Bartuszová in ihrer etwa dreißigjährigen Karriere ein herausragendes Werk mit über 500 Arbeiten hervor. Die Ausstellung spannt mit 76 Werken einen Bogen über ihr gesamtes Schaffen und umfasst sowohl ihre handgroßen Kleinplastiken als auch die größte von ihr geschaffene Bodenarbeit. Gezeigt werden Arbeiten der frühen 1960er-Jahre bis zu Werken der späten 1980er-Jahre.
In Prag geboren, lebt und arbeitet Bartuszová die meiste Zeit in der slowakischen Stadt Košice, nahe der Grenze zu Ungarn und der Ukraine. Die Erforschung der Beziehungen zwischen Mensch, Natur und Materie übersetzt sie in einfache, klare Formen. Mit ihrer eigenen, unverwechselbaren Methode des Gipsabgusses von Hand definiert sie die Welt der Plastik nach ihren eigenen Vorstellungen.
Zentrale Themen ihrer Kunst betreffen die Form und ihr Verhältnis zur Natur. Bartuszovás Arbeiten sind eine permanente Auseinandersetzung mit Gegensätzen: flüssig/fest, weich/hart, organisch/kristallin, hell/dunkel, leicht/schwer, innen/außen hohl/massiv oder fließend/starr. Daneben sind es die persönlichen Erfahrungen als Frau und Künstlerin, wie Geburt und Mutterschaft oder Verwundbarkeit und Eingeschränktheit, die sie inspirieren: „Für mich sind die vollen, runden Formen das Symbol für alles Lebendige, Weiche, Formbare, aber auch Verletzliche, Gefährdete, Warme, Flüssige, Wasserähnliche“, so die Künstlerin. In ihren abstrakten weißen Gipsskulpturen bleibt die Präsenz ihres eigenen Körpers erhalten: Ihre Berührung hinterlässt Spuren im Material – ob mit der Hand gepresst oder unter Einsatz ihres Atems, durch die Schwerkraft oder unter Wasser gegossen und geformt.
Bartuszová schöpft aus ihren persönlichen Erlebnissen und Ideen rund um Spiritualität, die Verbundenheit von Mensch und Natur sowie den Zyklus der Lebens- und Jahreszeiten. Sie schafft ein neues künstlerisches und bildhauerisches Vokabular, das sich auf die ständige Veränderung von Formen konzentriert.
Ein wichtiges Anliegen ist ihr, die Welt durch Kunst erfahrbar zu machen. Bereits ab den 1960er-Jahren schafft sie Skulpturen und Plastiken, die man im Rahmen von Workshops nicht nur ertasten, sondern auch zerlegen und wieder zusammensetzen kann. Hierbei verfolgt Bartuszová einen inklusiven Ansatz: Durch die haptische Qualität ihrer Arbeiten möchte sie sie insbesondere für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zugänglich machen.
Maria Bartuszová
Bis 7. Jänner 2024