Die monografische Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich ist eine Hommage an Margrit Lincks vielschichtiges Werk und dessen Fortführung bis in die Gegenwart. Die Ausstellung vereint zum ersten Mal ihr künstlerisches und angewandtes Schaffen und präsentiert dieses in einer ateliernahen Szenerie.
Das Museum für Gestaltung Zürich präsentiert das facettenreiche Œuvre der Berner Keramikerin erstmals in seiner ganzen Bandbreite. Während fünf Jahrzehnten balancierte Margrit Linck mit schöpferischem Elan und kreativer Freiheit zwischen angewandter und freier Kunst. Ihre konstante Auseinandersetzung mit Form, Ausdruck und Technik verlieh dem Handwerk stetig neue Impulse und machte sie zu einer Pionierin der Keramik.
Margrit Linck eröffnete Mitte der 1930er-Jahre als erste Frau in der Schweiz eine Töpferei in der Nähe von Bern und führte einen erfolgreichen handwerklichen Betrieb in einem damals von Männern dominierten Feld. Zu Beginn orientierte sie sich noch an traditionellen Vorbildern und Techniken der Heimberger Keramik, emanzipierte sich aber bald von den ursprünglichen Formen. Sie entwickelte einen eigenständigen Zugang und widmete ihr Leben gleichermassen der Gebrauchskeramik und der funktionsbefreiten Auseinandersetzung mit Ton. So ist Margrit Lincks Werk geprägt von zeitgleicher serieller Produktion für kommerzielle Zwecke und künstlerischen Anfertigungen. Sie verstand sich auch darauf, die Grenzen zwischen den Bereichen zu verwischen und damit eine Brücke zwischen Kunsthandwerk und freier Kunst zu schlagen. Bei der Suche nach Formen und in der Herausbildung neuer gestalterischer Sprachen half ihr das Zeichnen. So entstanden ihre Entwürfe zuerst auf Papier, die Arbeit im Dreidimensionalen erfolgte erst in einem zweiten Schritt. Die Zeichnungen bildeten ausserdem die Grundlage für die Zusammenarbeit mit den von ihr beschäftigten Töpfer:innen, die nach ihren Anweisungen und im Austausch mit ihr drehten, glasierten und brannten.
Vasen, Schalen, Kerzenständer oder Lampenfüsse: Margrit Linck entwarf vielseitige Kollektionen und mehrere hundert Formen in geometrischer Klarheit und mit präzisen Proportionen. Die vor allem aus zylindrischen, konischen und runden Segmenten bestehenden Objekte wurden schnell als schlichte, moderne Schweizer Keramiken anerkannt und erlangten über die Landesgrenzen hinweg grosse Beliebtheit. Um die Form dezidiert ins Zentrum zu rücken, konzentrierte sich Margrit Linck bei diesen zeitlosen "Ikonen des Alltags" vor allem auf die weisse Farbe.
Mithilfe einer umfassenden Mustersammlung und Werkplänen stellen rund fünf Mitarbeitende in der Manufaktur von Linck Keramik in Worblaufen bei Bern bis heute Gebrauchskeramik nach ausgewählten Entwürfen von Margrit Linck her. Für einzelne Formen entwickelt das Linck-Keramik-Team zusätzlich eigene Farbkonzepte und setzt sich in Kooperation mit Designer:innen, Künstler:innen und Fotograf:innen mit einer zeitgenössischen Perspektive auf das Werk auseinander.
Parallel zur Gebrauchskeramik manifestierte sich in Margrit Lincks freien Arbeiten schon früh ein individueller künstlerischer Zugang. Ihr Repertoire umfasst unter anderem Tier-Mensch-Metamorphosen zwischen Gefäss und Skulptur, mit kräftigen Pinselstrichen bemalte Figuren sowie frei von Hand aufgebaute Körper. Ausserdem fand sie auch, unbeirrt von Kritiker:innen und Vertreter:innen des traditionellen Handwerks, durch das bewusste Zerstören und Verfremden zu einer neuen Formensprache. Frisch aufgedrehte Modelle wurden gequetscht, in sich verdreht oder asymmetrisch zusammengefügt. Ihre unkonventionellen Methoden bedeuteten einen Bruch mit der "schönen" Form. Diese Vielfalt in Margrit Lincks Werk zeugt von Experimentierfreudigkeit, Innovationsgeist, Gestaltungsfreiheit und dem enormen Potenzial des Mediums Ton.
Margrit Linck, Pionierin der Keramik
Bis 14. April 2024
Museum für Gestaltung Zürich, Toni–Areal