Manor Kunstpreis Chur 2023

Die Künstlerin Linda Semadeni wird mit dem Manor Kunstpreis Chur 2023 ausgezeichnet.

Der Manor Kunstpreis versteht sich als Förderpreis des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz und ist mit einem Preisgeld von CHF 15’000 sowie einer Einzelausstellung, einer Vernissage und der Herausgabe einer Publikation dotiert (im Wert von insgesamt CHF 40’000). Ausserdem erwirbt Manor ein Werk der Künstlerin. Der Preis wird an der Vernissage der Einzelausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur im Februar 2023 vergeben.

Im Kern von Linda Semadenis Schaffen liegt ihre Auseinandersetzung mit Bewegung und Körper. Sie realisiert abstrakte Gemälde, textbasierte Installationen, handgeformte Skulpturen oder mit dem Smartphone realisierte Videos. Linda Semadeni reagiert auf gesellschaftliche Dynamiken – auf Kräfte, die uns lenken, antreiben, verlangsamen oder zuweilen auch aufhalten. Ihre Überlegungen kreisen etwa um die voranschreitende Digitalisierung oder ökonomische Strukturen und fragen nach den Auswirkungen auf unsere Handlungen und Bewegungen.

An diese Fragen zoomt Linda Semadeni heran und changiert zwischen verschiedenen Medien. Eine spezifische Bewegung oder ein festgelegter Handlungsablauf dient als Ausgangslage. Beharrlich wiederholt sie eine Bewegung auf dem Boden, der Leinwand, im formbaren Ton und auf digitalen Oberflächen. Sie variiert und intensiviert die Geste, bis sie zum Ausdruck ihrer Fragen wird. "Stop and Go" scheint sie beim Arbeiten zu denken, denn die selbstauferlegten Regeln wendet Linda Semadeni nur an, um sie gleich wieder zu brechen und dadurch zu hinterfragen.

Linda Semadeni wirkt auf eine Welt ein, in der sich materielle und digitale Räume überlagern. Angesichts dieser Entwicklungen überlegt sich die Künstlerin etwa, wie wir unser Leben gestalten, wenn Digitalität oder ökonomische Strukturen unser Tun wie nie zuvor beeinflussen. Wie verändern sich dadurch unser Denken und unsere Bewegungen? Benutzen wir beispielsweise Geräte nicht nur, sondern denken wir bereits wie sie? Entsteht durch die sozialen Medien eine neue Wahrnehmung des Körpers?

Linda Semadeni setzt sich mit den dringlichen Fragen unserer Zeit auseinander. Damit gelingt ihr nicht nur ein zeitgemässer Umgang mit Malerei und Skulptur, es entsteht auch eine Reflexion darüber, wie sich die Beziehungen zwischen Bewegung und Digitalisierung, Körper und Denken verändern.

Linda Semadeni (geboren 1985) lebt und arbeitet in Zürich.