MAK-Schausammlung Teppiche wird neu eröffnet

Mit einem völlig neuen, ungewöhnlichen Gestaltungskonzept entführt die MAK-Schausammlung Teppiche ab 8. April 2014 in die stille Faszination der Teppichkunst. Eine Auswahl von über dreißig Exponaten gibt einen eindrucksvollen Einblick in die hochkarätige Teppichsammlung des MAK, die mit einem Schwerpunkt auf einzigartige persische und mamlukische Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts zu den berühmtesten und wertvollsten ihrer Art weltweit zählt. Eine handgefertigte Textilarbeit der türkischen Künstlerin Füsun Onur korrespondiert in der neuen Schausammlung mit dem architektonischen Gestaltungskonzept des Wiener Designers Michael Embacher, der die Exponate gleichsam dem Boden enthebt.

Über einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte des Teppichs vom späten 15. bis zum 18. Jahrhundert hinaus wird die Teppichkunst als übergreifendes Thema des europäischen Interieurs skizziert. Klassische safawidische und osmanische Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts, Glanzleistungen des orientalischen Kunsthandwerks, bilden die Höhepunkte der Neupräsentation. Zu den wertvollsten Exponaten zählen der weltberühmte safawidische Jagdteppich (Zentraliran, Kashan, 1. Hälfte 16. Jahr-hundert), ein Mamluken-Teppich des ausgehenden 15. Jahrhunderts (Ägypten, Kairo) oder ein figurativer indischer Teppich aus der Zeit Akbars, des Großen (Nordindien, Lahore, um 1600). Klassische Teppiche des mittleren Ostens werden durch Savonnerien, in Frankreich gefertigte Knüpfteppiche des 18. Jahrhunderts, wie etwa eine französische Savonnerie Kaiser Josefs II. (Frankreich, Paris, Mitte 18. Jahrhundert), ergänzt.

Orientiert an der Teppichproduktion des östlichen Mittelmeerraums, entwickelte sich unter König Ludwig XIII. die Manufacture royale des meubles de la couronne, des tapis façon de Perse et du Levant, eine der berühmtesten Teppichmanufakturen Europas. Die in der MAK-Schausammlung Teppiche ausgestellten Exemplare dokumentieren die neue Formensprache dieser französischen Produktion. Etwa dreißig dreidimensionale Objekte der MAK-Sammlung ergänzen die Präsentation und thematisieren vielseitige Interaktionen mit der kunsthandwerklichen Produktion. Gestalterische Parallelen finden sich beispielsweise zwischen Fliesen und Tellern aus İznik und dem osmanischen Nischen- und Gebetsteppich aus Istanbul bzw. Bursa (2. Hälfte 16. Jahrhundert). Ein ausgewähltes Blatt des berühmten Hamzanama illustriert die Verwendung von Teppichen im originalen Kontext, während barocke Stiche formelle Ähnlichkeiten zu den französischen Savonnerien aufzeigen.

Inspiriert von der Seide, einem wesentlichen Material exklusiver Teppichknüpfkunst, erinnert der Wiener Designer Michael Embacher mit seinem architektonischen Konzept für die Neuaufstellung an das Innere eines Seidenraupenkokons, in den die Teppiche "verwoben" werden. Getragen von dünnen Seilen aus Stahl schweben die Exponate gleichsam über dem Boden und neigen sich in einem jeweils anderen Winkel den BetrachterInnen zu. Embacher ermöglicht damit völlig neue Blickwinkel auf die kostbaren Textilien, die üblicherweise liegend oder an der Wand hängend präsentiert werden. Eine schwebende Installation symbolhafter Qualität der türkischen Künstlerin Füsun Onur, die sie eigens für die neue MAK-Schausammlung Teppiche entwickelt, interagiert subtil mit der Neupräsentation.

Das von der Künstlerin mit einem Motiv eines weiblichen Engels bestickte, großformatige Textil liest sich als poetische Referenz an das Spannungsverhältnis zwischen kulturellen und religiösen Vorstellungen und erzeugt gleichzeitig eine Sensibilität für deren Ambivalenz. Onur schafft dabei eine Sphäre für subjektive Erfahrung und Verinnerlichung, losgelöst von ideologischen Weltinterpretationen.

Neuaufstellung MAK-Schausammlung Teppiche
Eröffnung: Di 8. April 14, 19 Uhr
MAK-Schausammlung Teppiche