MAK Fashion Lab #02

In Fortsetzung der Reihe MAK Fashion Lab wird der MAK Design Space erneut zum Experimentierfeld und Testlabor für intelligente Textilien und neue Technologien. "Scientific Skin feat. Bare Conductive", die bisher zweite von Sabine Seymour, Fashion Technologist, und Thomas Geisler, Kustode der MAK-Sammlung Design, kuratierte Intervention, gibt Einblicke in zukunftsweisende Designentwicklungen der wissenschaftlichen und technischen Manipulation von Haut und ihrer visionären Anwendung als synthetische Erweiterung des Körpers.

Um die bisweilen abstrakten Entwicklungen für die BesucherInnen erlebbar zu machen, wurde das Londoner Design- und Entwicklungslabor Bare Conductive eingeladen, gemeinsam mit KünstlerInnen und DesignerInnen aus ihrem Umfeld eine raumgreifende Intervention zum Thema "Scientific Skin" zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit Fabio Antinori und Alicja Pytlewska entstand die aus interaktiven Tapisserien bestehende Installation Contours, die auf Bewegung in unmittelbarer Nähe reagiert und gleichsam als Metapher für die Belebung der "zweiten Haut" mittels Technologie zu lesen ist. Herzstück der Bildteppiche sind Sensoren, sogenannte Bare Conductive Touch Boards, die in ein synthetisches Trägergewebe eingearbeitet sind.

Eine bloße Handbewegung an der mit einer elektrisch leitenden Farbe überzogenen Oberfläche bringt die Detektoren, die auf Basis der Veränderung von Energiekapazitäten reagieren, zur Auslösung. Als Rückkoppelung verändert sich ein speziell für die Installation entwickelter Raumklang, wie er in medizinischen Studien verwendet wird, um die Beziehung von Wissenschaft und Körper zu vermitteln. Für die Gestaltung der riesigen Tapisserien ließ sich das Designteam von den geometrisch-abstrakten Gestaltungsprinzipien von KünstlerInnen der Wiener Werkstätte wie Mathilde Flögl, Josef Hoffmann, Maria Strauss-Likarz und Dagobert Peche inspirieren. Dabei kombinierte es die von Bare Conductive entwickelte, leitfähige Farbe mit herkömmlichen Siebdruckverfahren. Die entstandene Ornamentik verknüpft die Bildteppiche zu riesigen Sensoren, die auf die Signale aus der Umgebung reagieren.

Ergänzend zur zentralen Installation "Contours" geben Videoarbeiten einen Einblick in die aktuelle wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema des zweiten MAK Fashion Lab. Während etwa die konzeptuellen Videoarbeiten "Skin Sucka" (2011) von Studio XO oder das Video "Swallowable" Parfum (2011) von Lucy McRae die Frage aufwerfen, ob wir die biologischen Eigenschaften unserer menschlichen Haut ändern oder gar neuprogrammieren wollen, geben die Arbeiten "Future Farm" (2007) von Michael Burton sowie "Expanded Self" (2012) und "Metabodies" (2013) von Sonja Bäumel Einblicke in die künstlerische Umsetzung wissenschaftlicher Forschung über die Mikrobiologie am Körper.

Die Werke der Designerin Amy Congdon, darunter "Quanticare" (2012), laden auf einen Exkurs in die "synthetische Biologie", ein laut Wissenschaftshistoriker Luis Campos erst nach dem Ende des 20. Jahrhunderts geprägter Begriff. Die Sichtweise dieses neuen Wissenschaftszweigs wurde wesentlich von der amorphen Datenverarbeitung beeinflusst, die künstliches Leben, Informatik und Bioinformatik integriert. Als eine der ersten Forschungsstätten weltweit setzte sich schließlich das Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) am MIT (Massachusetts Institute of Technology) mit den komplexen technologischen Implikationen der synthetischen Biologie auseinander.

Den zum Teil künstlerisch-hypothetischen, auf hochtechnischer und wissenschaftlicher Forschung basierenden Filmarbeiten werden handwerkliche Material-Experimente des Avantgarde-Modedesigners Carol Christian Poell, dessen Spezialarchiv Teil der MAK-Sammlung ist, gegenübergestellt. Die präsentierten Lookbooks und Objektfotografien von Kleidung und Accessoires aus transparent gegerbter oder mit Stierblut gefärbter Tierhaut zeigen eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema "Haut" in seinen Kollektionen.

MAK Fashion Lab #02
Scientific Skin feat. Bare Conductive
in collaboration with Fabio Antinori + Alicja Pytlewska
30. Oktober 2013 bis 12. Jänner 2014
MAK Design Space
Stubenring 5, 1010 Wien