Luigi Ontani in der Kunsthalle Bern

Der Italienische Künstler Luigi Ontani wurde 1943 in Montovolo di Grizzana Morandi, einem kleinen Dorf im Apennin, geboren. Mit Kunst kam er erstmals während seines Militärdienstes in Turin in Kontakt; hier besuchte er Museen und Galerien und war fasziniert vom avantgardistischen Kunstschaffen. Mitte der 1960er Jahre begann Ontanis künstlerische Tätigkeit, wobei er durch seine Verwendung von billigen Materialien und Alltagsobjekten zunächst der Bewegung der Arte Povera nahe stand.

Ontani schlug jedoch bald künstlerisch selbständige Wege ein und schuf über die Jahre in einer Vielfalt an Medien und Ausdrucksformen einen umfangreichen Werkkörper jenseits der zeitgenössischen Strömungen. Eklektisch und innovativ verknüpft er Formen und Bildsprachen aus der Populär- und Hochkultur mit historischen oder literarischen Figuren und Motiven. Das Resultat ist ein höchst eigenständiges Universum voller Anspielungen, Kitsch und Theatralik, die Vision einer freien und verspielten Welt.

Ein zentrales Moment in Ontanis Werk ist die Präsenz des Künstlers selbst: Ontani ist Hauptakteur und Modell in einem Grossteil seiner Arbeiten. Er inszeniert sich fotografisch als Goethe oder heiliger Sebastian, verpasst den Skulpturen historischer Figuren wie Dante oder Rossini sein Konterfei oder tritt als Performance mit seinen Werken ins Zwiegespräch. Von Performance, Video, Fotografie, Malerei und Zeichnung bis hin zu Skulpturen aus Keramik, Holz und Papmaché arbeitet Ontani mit allen Medien, oftmals parallel zum gleichen Thema.

In der Ausstellung "Luigi Ontani. BernErmEtica" wird eine Auswahl aus Ontanis beeindruckendem Werkkörper der "Hermen" gezeigt – mannsgrosse Kopfbildnisse auf einem Säulenschaft – die der Künstler, inspiriert vom antiken Vorbild, kunstfertig, detail- und anspielungsreich in Kreamik fertigen lässt. Für die Ausstellung in Bern wird Ontani dabei eigens eine neue Herme entwerfen und realisieren. Weitere Skulpturen, darunter Millearti von 1985, eine grosse Arbeit aus Papiermaché sowie einige der teils in Bali realisierten Masken runden die Präsentation der dreidimensionalen Werke ab. Sie werden ergänzt durch eine Auswahl an kolorierten Fotografien, Fotoarbeiten und Aquarellen. Mit insgesamt rund 50 Werken bietet die Ausstellung einen schönen Einblick in sämtliche Schaffensperioden und Werkzyklen des Künstlers.

Obschon Ontani weltweit in zahlreichen wichtigen Kunsthäusern ausstellte, ist sein künstlerisches Werk sowie sein starker Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen vielerorts noch wenig bekannt. Die Ausstellung "BernErmEtica" leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, Luigi Ontani einer grösseren Allgemeinheit bekannt zu machen und über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus die angemessene Beachtung zukommen zu lassen.

Luigi Ontani. BernErmEtica
6. April bis 27. Mai 2012