Liam Gillick. Executive Two Litre GXL

"Künstler im Fokus #7" in der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst ist dem britischen Künstler Liam Gillick, geboren 1964 in Aylesbury, gewidmet. Seine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Theorie und Praxis und beinhaltet Beiträge zu Skulptur, Architektur, Design sowie das Schreiben über Kunst. Gillick setzt bei seinen modulähnlichen Objekten ein breites Spektrum von Materialien und Herangehensweisen ein. Die Ausstellung "Executive Two Litre GXL" – der Titel verweist auf die Autoindustrie der 1970er Jahre – besteht aus drei raumgreifenden Arbeiten, die in ihrem Zusammenspiel einen Innen- und Außenraum definieren.

Als ein Ausgangspunkt der Ausstellung fungiert die Arbeit "Layered Impasse Screen" (1999), eine Dauerleihgabe aus der MAK-Sammlung Gegenwartskunst, während die vielteilige Installation "Prototype MAK Production Pavilion (Housed in the Countryside)" (2009) speziell für die Ausstellung geplant und auch im MAK gebaut wurde. Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung dieser flexibel variierbaren modularen Installation spielt die Architektur. Dabei bezieht sich Gillick einerseits auf in der MAK-Sammlung vorhandene Architekturmodelle bedeutender Vertreter der Gegenwart, andererseits erfasst er den Ausstellungsraum selbst in seiner baulichen Struktur, die durch die Trägerkonstruktion der abgehängten Decke definiert wird.

In der Ausstellung formt er diese Installation zu zwei ungleichen Teilen miteinander verbundener Einheiten, die in ihrer Gesamtkonzeption einen idealisierten Pavillon aus sich wiederholenden Elementen bilden. Der Hauptteil der Arbeit ist um die Treppenanlage des Ausstellungsraums gruppiert und ergibt eine temporäre, in sich geschlossene Struktur. Die davon losgelöste zweite Gruppe von Einheiten kommt als Klammer für die Skulptur der Sammlung Gegenwartskunst zum Einsatz. Die gesamte Installation ist so konzipiert, dass zwei oder mehrere freistehende Teile ein selbständiges Objekt ergeben. Diese kombinierbaren Einheiten bewegen sich zwischen Kunst und Design und können unterschiedliche Raumsituationen ermöglichen.

Durch einen minimalen Raumeingriff schafft Gillick eine weitere architektonische Ebene. Für die dritte Arbeit in der Ausstellung "Contingent Wall Plates (Housed in the City)" (2009) ließ der Künstler eine Reihe vorhandener Raumelemente durch lackiertes Aluminium ersetzen, wodurch eine Serie scheinbar beliebiger Geometrien eine überdimensionale Spannung im Raum erzeugt. Die Konzeption dieser Artefakte unterstreicht das Interesse Gillicks am veränderbaren Status eines ästhetischen Objekts zwischen angewandter und visueller Funktion.

In seinen Arbeiten greift der Künstler in spezielle Orte ein, um Denkanstöße zu liefern. Gillicks Interesse gilt dem System einer konstruiert-geplanten Welt, die sich in unterschiedlichen Szenarien und Formierungen zeigt, sowie Schlüsselpositionen gesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Entwicklungen. Er benutzt Konstruktion, Farbe und Schauplatz, um die Geschichte moderner und zeitgenössischer Kultur und Kunst zu aktivieren.


Liam Gillick. Executive Two Litre GXL
20. Oktober 2009 bis 21. März 2010