Lebendversuch

Der 40-jährige Berliner Maler Jonas Burgert knüpft mit seinen großformatigen Ölgemälden an die Tradition der Groteske an. Extreme Charaktere wie Krieger, Bettler, Skelette, Harlequins oder Fantasiewesen, aber auch der heutigen Alltagswelt entstammende Geschäftsmänner oder Jugendliche bevölkern seine bühnenartigen Bildräume.

Bedeutungsgeladene Motive wie Zielscheiben, Himmelstreppen, Kreuze, Krücken oder Verbandszeug, aber auch disproportionale Größenverhältnissen und Falschfarben evozieren den Eindruck mythischer Tiefe und metaphysischer Transzendenz. Die großen Menschheitsfragen nach dem Sinn von Leid, Tod, Leben, Liebe, Gewalt und Macht werden berührt, finden jedoch keine Antwort oder Beruhigung.

Letztlich geht die Bilderzählung in einer höchst präzise durchkonstruierten und mit größter handwerklicher Raffinesse ausgestalteten Komposition auf. Seinen fleckigen und triefenden Farbauftrag lässt Burgert immer wieder nahtlos übergehen in die Darstellung von Farbspuren und Farbtöpfen. Damit macht er die Malerei zum Thema der Malerei, und zugleich gelingt ihm die Schaffung einer Illusionswelt von höchster Suggestionskraft.

Burgert ist einer der eigenständigsten, technisch raffiniertesten deutschen Maler. Seine Werke sind in bedeutenden Sammlungen, etwa der Sammlung Falckenberg, der Sammlung Olbricht, der Saatchi Collection und der Logan Collection vertreten. Nach einer Einzelausstellung im Museum of Contemporary Art in Denver und seiner Teilnahme an Gruppenausstellungen, etwa in der Kunsthalle Hamburg, widmet die Kunsthalle Tübingen ihm nun seine erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Jonas Burgert - Lebendversuch
11. Dezember 2010 bis 6. März 2011