Kurt Straznicky - «wo Licht ist …»

Der in Graz geborene Bildhauer Kurt Straznicky ist den Besuchern der Galerie Atrium ed Arte kein Unbekannter mehr. Kontinuierlich entwickelt er seine bemerkenswerten Kunstobjekte weiter. In dieser Ausstellung zeigt er seine neuesten Arbeiten, Objekte aus Kunstharz, welches nach wie vor das bevorzugte Arbeitsmaterial des Künstlers ist. In einfachen und prägnanten Formen, wie Platten, Blöcken oder quaderförmigen Hohlkörpern, schweben grobkörnige Fotos im Ungewissen.

Die Objekte und Plastiken Kurt Straznickys üben eine seltsame Magie aus. Vage erkennbare Gestalten sind in den Harzkörpern zu sehen. Sie wirken wie in einer Tätigkeit oder einer Bewegung festgehalten oder eingefroren. Gedanken an das Verrinnen der Zeit werden präsent, erinnern uns an Vergangenes, wie es ja dem verwendeten Medium Fotografie eigen ist: Vorgänge, die wir wegen ihrer kurzen Dauer nicht bewusst wahrnehmen, werden sichtbar. Gleichzeitig kann Fotografie nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Fluss der Zeit festhalten, hat etwas Punktuelles an sich.

«Selbst im Spiegel» ist eine zweiteilige Installation, die auf sehr feine Art den Betrachter mit einbezieht. Am Boden ein quadratisches "Bassin", dessen Inneres sich als Spiegel entpuppt. Beim Blick hinein entdeckt man neben dem eigenen Konterfei die Unteransicht einer schwebenden Gestalt... Auch die Plastik «Wagen» wird die voyeuristische Neugierde des Betrachters wachrufen. Ein hohler Kunstharzquader auf einer Kinderwagenkarosserie gibt sein Geheimnis erst dann preis, wenn der Besucher den Blick von oben hinein wie durch ein Teleskop wagt. In der Ferne entdecken wir das verschwommene Portrait einer Frauengestalt, der Mutter des Künstlers.

Indem Kurt Straznicky die Kunstharzformen mit Holz und Metall kombiniert, vermag er durch diese Gegensätze von opak und transparent die Wirkung der eingegossenen Bilder noch zu steigern. So präsentieren sich uns einige Arbeiten in der Form von gerahmtem Bildern, deren farbiger Holzrahmen wie eine Skulptur oder eine Architektur das Harzbild umfängt und ihm einerseits Halt und Schutz bietet oder andererseits wie bei der Arbeit «Hans L.», das schwarz-weiß Foto eines kleinen Jungen in der Menge, die Empfindung des Eingeklemmt -Seins und der Isolation noch steigert. Das Bildobjekt «mother’s little helper» besteht aus zwei Platten, die parallel zur Wand voreinander montiert sind. In der vorderen Platte finden wir auf Schulterhöhe der linken von zwei Frauen ein rundes Loch und Spuren einer rötlichen Flüssigkeit, die von dort hinunter rinnt. Wie durch eine Lupe wird das Auge auf den neuralgischen Punkt der Szene gelenkt, ohne dass man erfährt, was dort passiert ist.

Durch die Vorgabe der Blickrichtung wird der Betrachter zum Beteiligten des Bildes, steht wie der Erzähler oder der Kommentator in und gleichzeitig außerhalb der Geschichte. Vielleicht besteht die Faszination von Straznickys Arbeiten darin, dass die im Bild und im Harz festgehaltenen Augenblicke ausgedehnt werden. In einem transparenten Körper erstarrt, wirken sie wie Edelsteine, die sich ihrer Vergänglichkeit entheben, ja sich buchstäblich in Richtung Ewigkeit herauskristallisieren. Obwohl Straznickys Erinnerungs - Bilder erstarrt im Kunstharz liegen, erwecken nie den Eindruck von Stillstand. Ein Spiel mit der Wahrnehmung setzt ein, da die Figuren zwar erkennbar sind, sich aber gleichzeitig entfernen. Umgeben von einem Körper aus durchsichtigem Material, schützen sie ihren verletzlichen Kern.

Bodo Hell: «… eingegossen in der Erinnerung des Augenblicks, so wenig Stillstand war noch nie, bei aller äußeren Ruhigstellung, du könntest mir jetzt umgehend ein bisschen Präsenz schicken, …»

Kurt Straznicky «wo Licht ist …»
Skulpturen und Bildobjekte

Vernissage: Dienstag, 10. Mai 2011, 19 Uhr
Zur Ausstellung spricht Mag. Brigitta Höpler, Kunsthistorikerin

Ausstellungsdauer: Dienstag, 10. Mai bis Freitag, 1. Juli 2011

Lesung: Montag, 30. Mai 2011, 19 Uhr mit Bodo Hell

Finissage: Freitag, 1. Juli 2011, 17 bis 20 Uhr