Kunstszene Vietnam

1. April 2010
18.12.2009 bis  05.04.2010
Bildteil

Die erste Ausstellung der neuen Reihe der ifa-Galerie Berlin "connect" stellt elf Positionen von Künstlerinnen und Künstlern aus Vietnam mit Installationen, Videoarbeiten, Performances und Malerei vor, deren Arbeiten direkte Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen und sozialen Phänomenen fordern und somit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer zeitgenössischen und relevanten Kunstszene in Vietnam leisten.

Im Fokus standen bei der Auswahl der gezeigten Positionen die Städte Hanoi im Norden und Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Künstlerinnen und Künstler an der Kunstakademie in Hanoi ausgebildet worden. Neben den Hochschulen in Ho-Chi-Minh-Stadt und in der alten Kaiserstadt Hue ist sie die bedeutendste, traditionsreichste Hochschule für Kunst im Land. Aber nicht nur das, die jüngeren der präsentierten Künstler studierten dort bereits in einer Zeit, die von den unterschiedlichsten staatlichen Reformbemühungen geprägt war. Das bedeutet, die noch bis Anfang der 1990er-Jahre ausschließlich traditionelle, sich am Kopieren alter Meister und ideologischer Propagandakunst orientierende Ausbildung mit starker französischer und auch sowjetischer Prägung ließ ergänzend zum üblichen Programm auch die Auseinandersetzung mit internationaler, westlicher Kunst zu und gestattete einige wenige Sonderprogramme .

Durchgeführt wurden diese erstmalig 1994 von Gastdozenten des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), dem australischen Asia-link-Programm und seit Anfang 2001 auch vom schwedischen Programm SIDA . Die mit diesen Programmen verbundene Herausgabe einiger weniger Publikationen und die populärer werdenden, bis dahin in Vietnam zumeist gänzlich unbekannten Kunstformen wie Installation, Neue Medien und Performance blieben nicht folgenlos. Der deutschen Seite kam bei der neuen Kunstvermittlung und dem interkulturellen Dialog eine Sonderrolle zu. Durch den Wegfall der bis Mitte der 1980er-Jahre sehr aktiv durchgeführten Künstler-Austausch-Freundschaftsbegegnungen zwischen der DDR und Vietnam – bedingt auch durch die deutsche Wiedervereinigung – war es zu einem Vakuum gekommen, welches es von vietnamesischer Seite neu zu füllen und in einen konstruktiven Kultur- und Bildungsaustausch zu führen galt, der zudem neu definiert werden musste .

Die Ausstellung der ifa-Galerie Berlin möchte keinen allgemeinen Überblick geben, sondern Tendenzen vorstellen, die sich in Vietnam, welches nach wie vor ein boomendes Wirtschaftsland ist, – trotz aller gesellschaftlichen Einschränkungen – rasant entwickelt haben. Hier zu nennen ist zum Beispiel die Hinwendung vieler Künstlerinnen und Künstler zu Neuen Medien. Die herkömmlichen Gattungen wie Malerei, Grafik, Plastik reichten einigen vor allem Jüngeren nicht mehr aus, um sich zu ihrer Zeit und über ihre Zeit künstlerisch zu äußern. Neue Medien sind gegenwärtig in Vietnam populärer als je zuvor. Doch es wird bei der Auswahl zu dieser Ausstellung keineswegs auf Malerei verzichtet, allerdings fügt sie sich in einen Rahmen von Multimedia-Arbeiten und Installationen und dient weniger dekorativen Zwecken, wie das in der vietnamesischen Kunst häufig zu beobachten ist .

Künstlerinnen und Künstler: Ha Manh Thang (geb. 1980), Huong Duong Cam (geb.1974), Ly Hoang Ly (geb. 1975), Nguyen Kim Hoang (geb. 1976), Nguyen Thu Ha (geb. 1982), Truong Tan (geb. 1963), Tran Luong (geb. 1960), Nguyen Manh Hung (geb. 1976), Nguyen Quang Huy (geb. 1971), Nguyen Minh Phuoc (geb. 1973) und Dinh Q. Le (geb. 1968).

Der im Kerber Verlag erschienene Katalog umfasst 152 Seiten und wird in den ifa-Galerien oder online auf www.ifa.de zum Preis von 21 Euro angeboten.

Kunstszene Vietnam
18. Dezember 2009 bis 5. April 2010

ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
D 10115 Berlin

Öffnungszeiten:
Di bis So 14 – 20 Uhr
Samstag 12 – 20 Uhr
Jeden 1. Freitag im Monat 14 – 21 Uhr
Vom 23. Dezember 2009 bis 1. Januar 2010
bleibt die Galerie geschlossen