Kunst als Waffe

Francisco de Goya, Honoré Daumier und Yongbo Zhao – die Ausstellung zeigt drei Künstler aus drei Jahrhunderten, deren geographische wie historische Hintergründe unterschiedlicher nicht sein könnten und denen doch eines in ihrer Kunst grundlegend gemeinsam ist: Die Provokation! Mit scharfsinniger Karikatur, beißender Satire und unheimlich anmutender Groteske prangerten sie die gesellschaftlichen Missstände ihrer Zeit an. Die Kunst war ihre Waffe!

Der Spanier Francisco de Goya begann um 1795 mit der Arbeit an seiner heute weltberühmten, aus 80 Radierungen bestehenden Serie der Los Caprichos. Die karikierende und satirische Weise mit der Goya in diesen Blättern die politischen und sozialen Umstände seiner Zeit kritisierte, lösten im Jahre ihrer Veröffentlichung 1799, einen Skandal unter seinen Zeitgenossen aus. Nicht minder schockiert war die Öffentlichkeit beim Erscheinen der gegen Ende des Spanischen Unabhängigkeitskrieges entstandenen Serie Los Desastres de la Guerra, einer brutalen Anklage der am Volk verübten Gewalt während des Krieges. Diese schonungslose Direktheit innerhalb der Darstellung zeichnet Goyas Vorreiterrolle aus, die vielen nachfolgenden Künstlern als Inspirationsquelle diente.

So auch dem im Jahre 1808 geborenen Franzosen Honoré Daumier, der mit scharfen politischen Karikaturen für Furore unter seinen Mitbürgern sorgte. Als republikanischer Pressezeichner rebellierte er öffentlich gegen den letzten Französischen König Louis-Philippe und trat kämpferisch für die Forderung nach Freiheit ein. Seine Radikalität führte Daumier bis in das Pariser Gefängnis, was die außerordentliche Wirkung seiner Werke im Kontext ihrer Zeit überdeutlich macht.

Die Werke von Goya und Daumier werden in der Ausstellung Arbeiten eines weiteren Provokateurs gegenübergestellt, dem aus China stammenden zeitgenössischen Künstler Yongbo Zhao (geb. 1964). Inspiriert von den beiden Vorgängern Goya und Daumier kreiert er in seinen gewaltigen Monumentalwerken eine facettenreiche grotesk-fantastische Bildwelt. In Manier der Altmeister lässt Zhao gewaltige Ölgemälde entstehen, in denen menschliche Verhaltensweisen durch tierische Wesen verkörpert werden. Auf diese ironische Weise bezieht Zhao Stellung zu verschiedenen Themengebieten. In wuchtiger Bildsprache werden das Maoistische China, der Klerus, aber auch die bayerische Lebensart einer kritischen Beleuchtung unterzogen. Yongbo Zhao, in China als Staatskünstler gefeiert, steht damit in einer Tradition mit den Provokateuren Goya und Daumier.

Die in der Ausstellung gezeigte Gegenüberstellung von ausgesuchten Werken Goyas, Daumiers sowie den Arbeiten von Yongbo Zhao, verdeutlicht die bis in die Gegenwart erhaltene Tradition von provokanten Darstellungen als Mittel der Kritik – was dabei sicher nicht ausbleiben wird, ist die Reaktion des Publikums.

Provokation!
Goya, Daumier und Yongbo Zhao – Kritiker und Spötter ihrer Zeit
20. November 2009 bis 28. Februar 2010