Köln progressiv

Über dreißig Jahre sind vergangen, seitdem den Kölner Progressiven eine große Ausstellung gewidmet wurde. Aus einem ursprünglich lockeren Zusammentreffen politisch und künstlerisch Gleichgesinnter entwickelte sich in den 1920er Jahren in Köln die "Gruppe progressiver Künstler". Die Gruppe zeichnet aus, dass sie ihre sozialkritischen Überzeugungen weniger mittels der Kunst zum Ausdruck bringen wollte. Vielmehr war es ihr Anliegen, eine neue zeitgemäße Formensprache zu entwickeln. Mit dem Ende der Weimarer Republik löste sich die Gruppe auf, deren Werke während des Nationalsozialismus als "entartet" diffamiert wurden.

Ohne ihre politische Intention aus den Augen zu verlieren, wirft die Ausstellung im Museum Ludwig vor allem einen Blick auf ihr künstlerisches Schaffen. Mit einem Fokus auf die drei bedeutenden Protagonisten Franz Wilhelm Seiwert, Heinrich Hoerle und Gerd Arntz werden die Gemeinsamkeiten ihres Projekts deutlich wie nie zuvor. Trotz des wachsenden künstlerischen und politischen Stellenwerts der Fotografie während der Zwischenkriegszeit, blieben die Progressiven eher traditionellen künstlerischen Medien wie Ölgemälden und Holzschnitten verhaftet.

Seiwert und Hoerle benutzten kräftige Farben, die sie flächig in ihren stark strukturierten Gemälden auftrugen. Der Graphiker der Gruppe, Gerd Arntz, bemalte auch die Druckstöcke für seine Holzschnitte um diese in eigenständige Kunstwerke zu verwandeln. Alle drei Künstler versuchten dadurch eine neue Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk aufzubauen. Diese sollte eine aktive sein, wobei der Betrachter ausgearbeitete Oberflächen und die Struktur des Bildes in enger Verbindung mit deren Inhalt versteht.

Während die Kölner Progressiven für Impulse ihrer Zeit aus Frankreich, Holland und der jungen Sowjetunion offen waren, standen sie anderen Strömungen in Deutschland, insbesondere der Neuen Sachlichkeit, kritisch gegenüber. Ihr Beitrag zur Kunst der Zeit bleibt eine wichtige Gegenmodell für eine Kunst im Dienst radikaler Politik.

Zusammen mit dem eigenen Bestand werden über vierzig Gemälde und siebzig Papierarbeiten aus internationalen Museen und Privatsammlungen gezeigt. Eine Auswahl von Originalausgaben ihrer programmatischen Zeitschrift a bis z sowie wichtige Kataloge und Dokumente aus den 1920er und 1930er Jahren spiegeln ihre Beweggründe und die Resonanz der Gruppe weit über die Grenzen Kölns und Deutschlands wider.


Köln progressiv 1920-33
Seiwert-Hoerle-Arntz
15. März bis 13. Juli 08