Knusprige Kutteln

11. März 2013 Kurt Bracharz
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Auf die Frage nach typischen Vorarlberger Gerichten bekommt man meistens "Kässpätzle" und "Riebel" zur Antwort. Spätzle kommen aber aus dem Allgäu, und im Schweizer Rheintal ist man stolz auf den dort angebauten Riebelmais. Der Schübling ist von Lindauer Doppelschübling bis zum St. Galler bekannt, und der Landjäger ist wohl auch ein Schweizer.

Für typisch Vorarlbergisch halten kann man eine schlichte Version der Gerösteten Kutteln. Das Rezept dafür scheint in beiden Vorarlberger Kochbuch-Klassikern auf, während in der Pfanne kross geröstete Kutteln anderswo in der überreichlich vorhandenen einschlägigen Literatur kaum zu finden sind – hier dominieren neben Kuttelsuppen und panierten Kutteln die Rezepte für in Sauce geschmorte Kutteln.

Im Internet findet man zwar ein Rezept für geröstete Kutteln, die dort als "schwäbisch" bezeichnet werden, unter Verweis auf Günter Freunds mehrfach aufgelegtes "Schwäbisches Kochbüchle" (1986): "Zwiebel(n) in reichlich Butter hellgelb dünsten. Die Kutteln dazugeben. Unter ständigem Umrühren 20 Minuten rösten lassen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die aufgeschlagenen Eier darübergeben und KURZ stocken lassen, aber wirklich nur kurz, sonst wird das Gericht zu trocken. Dazu reicht man grünen Salat." Der Zusatz von Eiern (in Freunds Rezept zwei auf ein halbes Kilogramm Kutteln) ist in Vorarlberg unüblich, dafür "fehlt" bei Freund der Kümmel.

Im "Dornbirner Kochbuch" von Anna Wehinger heißt es: "51. Geröstete Kutteln. Kutteln werden sehr fein geschnitten und gibt man dieselben nebst Zwiebeln in zwei eigroß Schmalz, welches heiß geworden ist. Dann werden die Kutteln gesalzen, je nach Belieben mit Pfeffer und Kümmel bestreut und 10 Minuten geröstet." (Zitiert nach der 7. Auflage, Dornbirn 1921, S. 98)

In Fanni Amanns 1931 erstmals erschienenen Kochbuch "Meine Küche" geht es etwas saftiger zur Sache: "195. Kutteln, geröstet. In 10 dkg Fett 5 dkg feingeschnittene Zwiebeln anlaufen lassen, 1 kg fein nudelig geschnittene Kutteln, Salz, Pfeffer, Kümmel dazugeben und unter öfterem Zugießen von etwas Suppe oder Bratensauce und unter beständigem Rühren rösten, bis sich wieder Fett bildet, dann gleich servieren." (Zitiert nach der 7. Auflage, Bregenz 1962, S. 37)

Ohne eine Quellenangabe bringt Franz Maier-Bruck in "Vom Essen auf dem Lande. Das große Buch der österreichischen Bauernküche und Hausmannkost" ein Rezept für "Kuttlagröstl nach Wälderart": "1 – 2 EL Schweinefett, 1 große Zwiebel, 500 g gekochte Kutteln, 500 g gekochte Erdäpfel, Salz, Kümmel, geriebener Käse. Reichlich feingeschnittene Zwiebel in viel Fett goldgelb rösten, die gekochten, feinnudelig geschnittenen Kutteln dazugeben und rösten. Sobald die Flüssigkeit verdunstet ist, die gekochten, nudelig gehobelten Erdäpfel beigeben, mit Salz und Kümmel würzen und gar rösten. Mit geriebenem Käse anrichten."

Wenn man in Vorarlberger Gasthäusern Geröstete Kutteln bestellt, bekommt man sie nach dem Amann-Rezept plus etwas Petersilie. Die Beilage ist ein Pärle, das passende Getränk Bier. Wenn man sie selbst zubereitet, muss man eine Pfanne verwenden, an deren Boden die Kutteln nicht ankleben. Das ist nämlich nicht nur später bei der Reinigung lästig, sondern verhindert schon vorher, dass die oben liegenden Kutteln überhaupt knusprig werden.