Kathi Hofer - craftivism

In einem konzeptuellen Setting geht Kathi Hofer in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung "Sichtwechsel #2: Kathi Hofer - craftivism" auf Konfrontationskurs zum Kreativitäts- und Genialitätsdruck, dem junge KünstlerInnen ausgesetzt sind. In einer raumgreifenden Installation in der MAK-Galerie integriert sie Objekte der MAK-Sammlung in ein dekoratives Ambiente und lenkt die Aufmerksamkeit auf die ausführende und handwerkliche Tätigkeit, die hinter Kunstobjekten steht.

Mit dieser Herangehensweise führt Hofer einen subtilen Diskurs zu den Produktionsbedingungen von Kunstobjekten sowie zum kreativen Anspruch an Künstler-Innen. In der Auseinandersetzung mit dem Entstehungsprozesss von Objekten lotet sie die ausführende Tätigkeit im Verhältnis zu kommerzialisierter Kreativität aus. Sie agiert ausführend an der Oberfläche, greift auf wissenschaftliche Kenntnisse und Ideen der MAK-KustodInnen und -KuratorInnen sowie auf handwerkliche Fertigkei-ten von MAK-MitarbeiterInnen zurück und konzentriert sich weitgehend auf das möglichst stimmungsvolle Inszenieren des Ausstellungsraumes.

So arrangiert und dekoriert sie nach sorgfältiger Recherche Objekte in einer Vitrine der MAK-Sammlung; oder kauft billig kopierte Stühle nach dem Vorbild des Design–Klassikers Superleggera von Gio Ponti (Modell 699) die sie so originalgetreu wie möglich herrichtet. Blätter aus der MAK-Kunstblättersammlung reproduziert sie als Poster. In eigens für die Ausstellung entwickelten Objekten thematisiert sie Freiraum im Sinne von Raum für Freizeit, private Selbstentwicklung und Muße.

Ihr explizites Interesse an allen an der Fertigstellung eines Kunstwerks beteiligten Personen kommt in einem Künstlerbuch zum Tragen, das sie in Zusammenarbeit mit der Buchbinderin des MAK eigens für die Ausstellung in einer Auflage von nur vierzehn handgebundenen Exemplaren erstellt. (Eine Auflage von 400 maschinell gebundenen Stück wird im MAK Design Shop erhältlich sein.) Akribisch erarbeitet sie ein Objektverzeichnis mit AutorInnen, HerstellerInnen und Quellen, das den gesamten Entstehungsprozess der Installation nachvollziehbar macht.

Mit der scheinbar paradoxen Konzeption ihrer Ausstellung und der bewussten Loslösung der Objekte vom "künstlerischen, schöpferischen Selbst" will Hofer auch eine Referenz zur Gründungsidee des MAK, zur Schaffung einer "Vorbildersammlung" im Bereich angewandte Kunst, herstellen.

"Kathi Hofer - craftivism" ist die zweite Position innerhalb der Ausstellungsreihe Sichtwechsel, in deren Rahmen vier in Wien lebende und arbeitende KünstlerInnen der jüngeren Generation eingeladen werden, sich mit der MAK-Studiensammlung auseinanderzusetzen und das MAK als Ort gegenwärtiger künstlerischer Produktion zu beleuchten. Benjamin Hirte eröffnete die Reihe mit der Installation "the classic mob ballet", in der er spezifische Gegebenheiten und Präsentationsformen der MAK-Sammlung sowie Ideen des Angewandten parodistisch inszenierte.

Sichtwechsel #2: Kathi Hofer - craftivism
19. Dezember 2012 bis 3. März 2013