Kaffeekontinuum

27. September 2008
20.09.2008 bis  28.09.2008
Bildteil

Im Rahmen des Zyklus" "Emotionen" wird am Freitag, dem 19. September 2008, 20.00 Uhr im Gewölbekeller des Kulturzentrums am Münster in Konstanz die neueste Arbeit des Vorarlberger Kunstschaffenden Roland Adlassingg präsentiert. Adlassnigg hat im April den "Emotionen"-Reigen mit der Ausstellung "Emotionsdepot" bereits eröffnet.

Die neueste Arbeit Adlassniggs trägt den Titel "Kaffeekontinuum". Dabei geht es wieder irgendwie um legale Suchtmittel, private Obsessionen und Wege und Irrwege der künstlerischen Inspiration. Einmal mehr beschäftigt sich Roland Adlassnigg hier mit den in immer neuen Konstellationen eingesetzten Requisiten seines künstlerischen Schaffens: Kaffee, Zigaretten, Schnaps. Seit der 2004 gezeigten Ausstellung "Nachschub/Emotionsdepot" in der Feldkircher Remise, wo er Kisten zeigte, in denen 78 Flaschen mit selbst gebranntem Schnaps, 160 Illy-Kaffeedosen und 700 Gitanes-Schachteln verstaut waren, sind die drei legalen Sucht- bzw. Genussmittel zu Leitthemen in seinem Schaffen geworden und begleiten ihn als materielle Obsessionen. In jede neue Arbeit wird ein Teil des vorangegangenen Projekts integriert.

Der Plot: Ein Mann malt mit Kaffeesud sechzig Kaffeebohnen — im Übrigen eine Hommage an Ludwig van Beethoven, der seinen täglichen Mokka aus sechzig, genau abgezählten Kaffeebohnen herstellte. Der Mann im Film haucht den Kaffeebohnen Leben ein, vermahlt sie, verarbeitet sie wieder zu Kaffee.

Wie der Mann im Film verarbeitet wie gesagt auch Adlassnigg die Abfälle seines Kaffeekonsums, sowohl den Satz als auch den Sud. In einem geschlossenen Kreis aus Angebot und Nachfrage schafft sich der Künstler gewissermaßen seine eigenen Arbeitsmaterialien, seinen Nachschub . Er schafft sich sein eigenes Marktgleichgewicht. So kann die Installation Adlassniggs durchaus auch als Kritik an den Kunstmarkt und dessen Gesetzmäßigkeiten verstanden werden: Der Künstler lebt auf unmittelbare Weise von dem, was er selbst erschafft.

Adlassnigg zeigt hier einen Ausschnitt seines Selbst, spielt aber zugleich augenzwinkernd mit der soziologisch-historischen Vorstellung von Boheme, als Milieu, in dem das Intelligenzproletariat einen bestimmten, intentionell unbürgerlichen Lebensstil zelebrierte. Ein Lebensstil, der im Zeichen von Verzicht und Verschwendung stand und bei dem Narkotismus als Basis für Ekstase und Enthemmung zur Steigerung des Ichs führte.
Stephania Pitscheider


Roland Adlassingg - Kaffeekontinuum
20. bis 28. September 2008