Jubiläumsfestwoche anlässlich 35 Jahre allerArt Bludenz

Der auf die Förderung von Kunst und Kultur ausgerichtete Bludenzer Verein „allerArt“, der auch den Kunstraum Remise betreibt, feiert in diesem Jahr sein fünfunddreißigstes Bestandsjahr. Aus diesem Grund ist von 11. bis 16. September eine Jubiläumswoche mit geballten Inhalten angesagt. So findet am Montag, den 11. September, um 20.00 Uhr ein Literarischer Salon zum Roman „Der Magier im Kreml“ des italienisch-schweizerischen Schriftstellers Giuliano da Empoli statt. Am 12. September, ebenfalls um 20.00 Uhr, folgt eine Lesung von Verena Roßbacher und am Mittwoch, den 13. September, eine Leinwandlounge, im Rahmen derer der Film „Der Palast des Postboten“ von Nils Tavernier gezeigt wird. Am 14. September findet sodann die Vernissage „Clinch“ von Liesl Raff statt. Im Rahmen der Musikmeile steht am 15. September ein Konzert des „radio.string.quartets“ auf dem Programm, und den Abschluss der Festwoche bildet am 16. September der Vortrag „Kultur ist alles. Aber nicht alles ist Kultur“ des Philosophen Konrad Paul Liessmann.

Wie Wolfgang Maurer, der Obmann von allerArt, betont, liege der Fokus der Vereinsarbeit auf der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. In den vergangenen 35 Jahren habe man mehr als 300 Künstler:innen die Möglichkeit geboten, ihre Werke auszustellen. Aber auch die anderen Sparten kommen nicht zu kurz. Rund 200 Uraufführungen im Rahmen der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik, über 250 im Literarischen Salon besprochene Bücher und cirka 150 Arthouse Filme im Rahmen der Leinwandlounge zählen gemäß Maurer zum weiteren Leistungsausweis des Vereins. Zudem habe der Verein immer wieder Konzerte und Lesungen veranstaltet, Theaterstücke produziert und gezeigt, Atelierbesuche und Kunstfahrten organisiert und sich in Vorträgen mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandergesetzt.

Für die Programmschiene der Galerie allerArt zeichneten über die Jahre hinweg Ingo Springenschmid, Axel Jablonski, Alfred Graf, Andrea Fink, Manfred Egender und aktuell Luka Jana Berchtold (seit Beginn 2023) verantwortlich und für die Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik Hanspeter Frick, Georg Friedrich Haas, Wolfram Schurig, Alexander Moosbrugger und Clara Iannotta (ab 2014). Walter Gasperi gestaltet seit 2016 das Programm für die Leinwand-Lounge.

Wie Obmann Wolfgang Maurer weiters betont, seien 35 Jahre allerArt auch ein Anlaß, um für einmal zurückzublicken und die Verantwortlichen des Vereins der ersten Stunde zu würdigen. So Ingo Springenschmid, der nicht nur Gründungsmitglied gewesen sei, sondern auch über viele Jahre hinweg das Ausstellungsprogramm kuratiert habe, Peppi Hanser, dessen kritischer Geist viele Diskussionen innerhalb des Vereins angestoßen habe, Hanspeter Frick, der erste Obmann des Vereins, Ricarda Bilgeri, die ihm nachfolgende Obfrau, und last but not least Michael Konzett, der mehr als zwanzig Jahre den Verein als Obmann mit ruhiger Hand durch stürmische Zeitene geführt habe.

Nachfolgend das detaillierte Programm der Jubiläumsfestwoche „35 Jahre allerArt Bludenz“:

Giuliano da Empoli: „Der Magier im Kreml“

Montag, 11.09.2023, 20.00 Uhr: Literarischer Salon

Dieser Roman basiert auf der realen Gestalt von Putins Spindoktor Wladislaw Surkow, der im Roman als Vadim in Erscheinung tritt und ein ganzes Land in ein politisches Theater verwandelt, in dem es keine andere Realität als die Erfüllung der Wünsche des Präsidenten gibt. „Der Magier im Kreml“ ist ein großer Roman über das zeitgenössische Russland und die Entstehung seiner medial inszenierten und vollkommen fiktiven, aber auch tödlichen Realität, einem Imperium der Lüge. Er enthüllt nicht nur die Hintergründe der Putin-Ära, sondern bietet auch eine hellsichtige Betrachtung über die Macht.
Bei dieser Publikation, über die in der Remise unter der Moderation von Wolfgang Maurer gesprochen und diskutiert wird, handelt es sich um den ersten Roman des 1973 geborenen italienisch-schweizerischen Schriftstellers Giuliano da Empoli.

Verena Roßbacher: „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“

Dienstag, 12.09., 20.00 Uhr: Lesung

Der Roman „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ aus der Feder der 1979 in Bludenz geborenen Autorin Verna Roßbacher handelt davon, wie man sein Leben gestaltet, wenn man zwei linke Hände, eine demolierte Seele und jede Menge Probleme hat. Die Protagonistin Charly Benz strauchelt seit 43 Jahren mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt durch ihr Leben. Sie arbeitet im Marketing einer Berliner Foodcompany, ernährt sich von angebrannten Croissants und bespricht ihre Beziehungsprobleme – die darin bestehen, dass sie keine Beziehung hat – mit ihrem einzigen Freund: Herr Schabowski, ein sechzigjähriger Mann, der ihre Post und Ängste sortiert. Nachdem dieser eine tödliche Diagnose erhält und sie schwanger ist, flüchten sie nach Bad Gastein, ein ehemals mondäner Kurort im Südwesten Österreichs. In einem leerstehenden Hotel der Jahrhundertwende, das einst Charlys Vater gehörte, stellen sie fest: Man kann sich die Menschen, mit denen man verwandt ist, nicht aussuchen – seine Familie aber schon.

L´Incroyable Histoire du Facteur Cheval – Der Palast des Postboten

Mittwoch, 13.09., 19.00 Uhr: Leinwandlounge

Der Film „L´Incroyable Histoire du Facteur Cheval – Der Palast des Postboten“ spielt im Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts: Joseph Ferdinand Cheval ist Briefträger und Eigenbrötler, der die Einsamkeit auf seiner täglichen Postroute in vollen Zügen genießt. Sein Leben verändert sich jedoch schlagartig, als er Philomène heiratet und seine Tochter Alice geboren wird, die er abgöttisch liebt. Als Liebesbeweis für Alice sammelt er jahrelang Steine auf seinen Postrouten und baut daraus 33 Jahre lang eigenhändig einen unglaublichen Palast inmitten der wilden Gebirgslandschaft Frankreichs.

(Frankreich 2018, 105 min, franz. OmU. Regie: Nils Tavernier. Darsteller*innen: Jacques Gamblin, Laetitia Cast, Florence Thomassin, Bernard Le Coq, Natacha Lindinger Zelie Rixhon)

Liesl Raff: “Clinch”

Donnerstag, 14.09., 20.00 Uhr: Ausstellungseröffnung

Liesl Raffs Arbeiten sind geprägt von einer Materialsemiotik, die dort ansetzt, wo Worte vermeintlich versagen. Durch kontinuierliches Experimentieren und eine starke Sensibilität für unterschiedliche Materialien verhandeln ihre Skulpturen die Schönheit und Fragilität des physischen Miteinanders, zeigen sie auf und machen sie erfahrbar.

Radio.string.quartet: “B:A:C:H – like waters ... ” - High Altitude Euphoria

Freitag, 15.09., 20.00 Uhr: Musikmeile, Konzert, Uraufführung

Das radio.string.quartet hat die g-moll Violinsonate von J. S. Bach für sich adaptiert und stellt so diese 300 Jahre alte Musik in die heutige Zeit. Die Pfeiler der Komposition stehen stark verankert und in sich geschlossen, nur das Gewand wird der musikalischen Sprache des radio.string.quartet angepasst – und wird so zu einem zeitgemäßen Hörerlebnis, in dem die Band ihren einzigartigen Klangkosmos mit den Ideen und Formen des barocken Meisters verschmilzt.
"High Altitude Euphoria", als Auftragswerk vom radio.string.quartet als Auftragswerk für allerArt komponiert, ist ein Aufstieg in Gefilde weit jenseits der Baumgrenze; Musik, die im Höhenrausch taumelnd zwischen Electronic Dance und Ambient zum Soundtrack für den Gipfelsieg wird.

Das radio.string.quartet: Bernie Mallinger (Violine, Stimme), Igmar Jenner (Violine), Cynthia Liao (Viola, Stimme) und Sophie Abraham (Cello, Stimme)

Konrad Paul Liessmann: “Kultur ist alles. Aber nicht alles ist Kultur”

Samstag, 16.09., 20.00 Uhr: DiskursDirekt, Vortrag

Es gibt schlechterdings nichts, auf das man im Zusammenhang mit Kultur nicht stoßen könnte. Hinter Krieg und Küche, hinter Terror und Tanz, hinter Geld und Gott, hinter Sport und Spiel, hinter Fundamentalismus und Festspielen, hinter Mord und Mode: Überall lauert die Kultur. Es gibt eine Streitkultur und eine Willkommenskultur, eine Leitkultur und eine Jugendkultur, womöglich sogar eine Kulturkultur. Aber indem sich alles als Kultur entspuppt, wird auch alles seltsam leer. Weil alles Kultur und Kultur alles ist, ist die sogenannte Kulturlandschaft zu einem Niemandsland geworden, von allen beansprucht und keinem gehörig, grenzenlos und dennoch in höchstem Maße beschränkt. Längst fallen Kunst und Kultur nicht mehr zusammen, aber eine Kultur ohne Kunst bleibt eine fragwürdige Angelegenheit. Und allgemein gilt: ohne Kunst und Kultur kein gutes Leben. (Konrad Paul Liessmann)

Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln.

35 Jahre allerArt Bludenz - Jubiläumsfestwoche
Remise Bludenz
11.09.-16.09.2023

Montag, 11.09.2023, 20.00 Uhr: Literarischer Salon
Giuliano da Empoli: „Der Magier im Kreml“

Dienstag, 12.09., 20.00 Uhr: Lesung
Verena Roßbacher: „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“

Mittwoch, 13.09., 19.00 Uhr: Leinwandlounge
L´Incroyable Histoire du Facteur Cheval – Der Palast des Postboten

Donnerstag, 14.09., 20.00 Uhr: Ausstellungseröffnung
Liesl Raff: “Clinch”

Freitag, 15.09., 20.00 Uhr: Musikmeile, Konzert, Uraufführung
Radio.string.quartet: “B:A:C:H – like waters ... ” - High Altitude Euphoria

Samstag, 16.09., 20.00 Uhr: DiskursDirekt, Vortrag
Konrad Paul Liessmann: “Kultur ist alles. Aber nicht alles ist Kultur”