Jessica Jackson Hutchins im Centre Pasquart

Jessica Jackson Hutchins (*1971 Chicago, IL) ist eine der bedeutendsten amerikanischen Künstlerinnen ihrer Generation. Ihre energievollen und eigentümlichen Skulpturen und Drucke wurden in monografischen Ausstellungen im ICA Boston oder dem Atlanta Center for Contemporary Art gezeigt, die zu den wichtigsten Kunstinstitutionen der USA zählen.

Bei der Ausstellung im Kunsthaus Centre Pasquart, die in Zusammenarbeit mit dem Museum The Hepworth Wakefield (GB) entstanden ist, handelt es sich um die erste Präsentation ihres Werkes in Europa.

Jessica Jackson Hutchins kombiniert Alltagsobjekte - Küchentische, Leitern, Kleider und Stühle - mit handgefertigten Keramiken und Assemblagen, um evokative und nicht selten Aufsehen erregende Skulpturen zu schaffen. Die Gefässe, von denen man das Gefühl hat, dass sie es sich in den abgenutzten Sesseln "gemütlich machen" oder sich ungeschickt auf die von der Künstlerin selbst gemachten Sockel abstützen, erinnern aufgrund ihrer Verletzlichkeit an den menschlichen Körper. Zusammen mit den Monotypien und den Werken auf Leinwand verweisen diese Skulpturen auf das sowohl dem Alltag als auch der Kunst innewohnende Chaos und verkörpern alltägliche Rituale wie etwa Essen, Lesen oder Sex. Ihrer ursprünglichen Funktionen enthoben, erlangt ihre Banalität eine fast transzendente Qualität.

Der künstlerische Ausdruck von Hutchins ist indirekt und lückenhaft, er widersetzt sich der Interpretation. Für ihre mehrdeutigen Kreationen, die weder pure Skulptur, noch reine Malerei sind, gibt es keine sprachliche Entsprechung. Vertraute Elemente wie Zeitungen, Stuhlbeine oder Kleiderfetzen verflechtet sie in ihren Werken mit kaum beschreibbaren Materialien. In einem Zustand permanenter Verwandlung erscheinen Skulpturen als Sockel; Leinwände sind mal autonome Kunstwerke, mal sind sie Teil von Skulpturen und Tischen, und bald wird ein Klavier zu einem Druckstock für grossformatige Monotypien.

Hutchins Arbeit suggeriert, dass wir in den Dingen, die wir antreffen, uns selbst erkennen. Die Art wie sich diese Objekte über die Zeit verändern ist ihnen in Kratzern und Flecken richtiggehend eingeschrieben, in den Flicken der abgewetzten Möbel und Kleider, in den ausgebeulten Formen von Sesseln, die sich über die Jahre der Benützung unseren Gliedern angepasst haben. Hutchins Skulpturen, Malereien und Drucke sind absichtlich rau und abgewetzt und werden oft in Bezug zu den emotionalen Ergüssen von Punkmusik gesetzt, obwohl ihre Herstellung eine zarte, unheroische Qualität hat. Gleichzeitig schrullig und streng, komisch und intellektuell, hohe Kunst und Handwerk, kümmert sich Hutchins Werk weniger um das fertige Produkt oder eine einzige, abschliessende Interpretation, als vielmehr um den Prozess, einen bedeutsamen Verweis auf den Wandel des Lebens zu machen.

Jessica Jackson Hutchins
30. Juni bis 1. September 2013