Jean-Marc Lamunière, Architekt

Jean-Marc Lamunière, 1925 in Rom geboren, wuchs in Genf auf. Dort absolvierte er eine klassische Ausbildung. Für das Studium kehrte er nach Italien zurück und schrieb sich an der Architekturfakultät in Florenz ein. Nach dem Studium arbeitete er im Büro von Daniel Girardet an einem Projekt von Auguste Perret in Mulhouse (Neugestaltung des Carrefour de Bâle). 1952 eröffnet er als Architekt und Städteplaner mit Pierre Bussat ein eigenes Atelier in Genf. 1956 wurde er Mitglied des BSA und war Gründungsmitglied der Groupe Onze, einer Vereinigung junger Genfer Architekten, die theoretische Grundlagen zu den Themen Stadtplanung, Vorfabrikation und modulare Koordination erarbeiteten.

Der Architekt und Städtebauer Jean-Marc Lamunière ist geprägt von Rationalismus und Klassizismus, wie es Max Bill ausdrückte. Lamunière nahm Einflüsse der Betonkonstruktionen von Auguste Perret, der Unité d"habitation von Le Corbusier und der Stahl-Glas-Kuben von Mies van der Rohe auf. Ein wichtiger Dialog entspann sich mit Louis Kahn, den er während seiner Dozentur an der Pennsylvania Universität traf. Neben den bekannt gewordenen, vielstöckigen Wohn- und Geschäftshäusern führte Lamunière auch das Thema der Villa weiter. Während die ersten Einfamilienhäuser von einer strukturellen Logik geprägt waren – so die Villa Lamunière in Vennes-sur-Lausanne (1959-61) oder die Villa Bersch in Genf (1965-66) – nehmen spätere Bauten vielschichtige Verweise auf, beispielsweise das Atelierhaus in Todi, Perugia (Italien) (1975-77).

Lamunière ist Praktiker und Theoretiker. Er unterrichtete an der Universität Genf, an der Pennsylvania-Universität in Philadelphia, der ETH Zürich und ab 1973 als ordentlicher Professor an der EPF Lausanne. 1986 gründete Lamunière dort zusammen mit dem Kunsthistoriker Jacques Gubler das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (ITHA), welches er bis 1992 leitete.

Die von Bruno Marchand konzipierte Ausstellung zeigt auf einem regelmässigen Tischraster Originalmaterialien, Fotografien und Modelle. Die Anordnung spielt auf die rechtwinkligen Strassenraster amerikanischer Grossstädte und damit auf Lamunières von Amerika inspirierte Stadtplanungen an. In der gleichmässigen Reihung werden einige Tische durch Beleuchtung hervorgehoben. In diesen Leuchttischen wird auf paradigmatische Projekte und einflussreiche Momente oder Begegnungen verwiesen. Neben dem architektonischen Werk liegt auch ein künstlerisches Werk von Jean-Marc Lamunière vor. Die Ausstellung bietet ebenfalls einen Einblick in dieses Schaffen.


2007 ist im Infolio-Verlag die umfangreiche Monographie "Jean-Marc Lamunière. Regards sur son Oeuvre" mit Texten von Bruno Marchand, Peter Mc Cleary, Sabine Nemec-Piguet und Michel Nemec erschienen. Das Buch ist während der Dauer der Ausstellung am Institut gta erhältlich.

Jean-Marc Lamunière, Architekt
Theorien und Praxis von 1950 bis heute
19. März bis 16. April 2009