Isabelle Lartault – Michel Verjux: Correspondances

Seit dem 23. Oktober 2014 hat die Lokremise St.Gallen ein neues Wahrzeichen, denn seither sind die drei Projektionen "Ein Stück urbaner Landschaft" von Michel Verjux, 1956 in Chalon-sur-Saône geboren, in Betrieb und machen das Kulturzentrum Lokremise, das Badhaus und den Wasserturm von Robert Maillart (1872–1940) mit runden und halbkreisförmigen Lichtprojektionen in der städtischen Landschaft neu sichtbar.

Darin wird in packendem Sprachrhythmus von verschiedenen "grandes occasions" (grosse Ereignissen) erzählt, die traditionell im Jahresablauf oder im Leben einer gewöhnlichen Familie stattfinden. Die Ereignisse scheinen Jahr für Jahr dem gleichen Ablauf zu folgen und erfahren doch kleine Veränderungen. Die Texte gehören zu einem "chantier poetique" - einer "poetischen Baustelle" wie es die Autorin bezeichnet -, an der Isabelle Lartault seit Jahren weiterschreibt und in öffentlichen Lesungen vorträgt. – NOM DE MON DE (Passage d’encre, Romainville, 2011) und TOUT le reste va sans DIRE (B.H.V., Brüssel, 2014) sind die Titel weiterer Veröffentlichungen.

Beide Publikationen gehören zu einem anderen "chantier poétique" mit dem Titel des mesures & démesure (Masse und Masslosigkeit). Die Texte zeichnen sich durch ein Schriftbild und eine Typografie aus, die von Seite zu Seite wechseln. Sie zeigen Verbindungen auf zwischen Sprachrhythmus, Wiederholung und Veränderung, zwischen Menge und Beschaffenheit, Form und Inhalt, aber auch dem Ungesagten dazwischen.

Das künstlerische Schaffen von Michel Verjux kreist um die Frage von Éclairage (Beleuchtung, Erleuchtung, Aufklärung) sowie das Ausstellen und Projizieren von Beleuchtung. Zur Realisierung seiner eindrücklichen Éclairages verwendet er Scheinwerfer, die ein richtungsgelenktes, zentriertes und fokussiertes Licht projizieren. Auch seine Werke veranschaulichen Wiederholung und Veränderung, Zeigen und Nichtzeigen usw. Demgegenüber verwendet die Arbeit von Isabelle Lartault die Sprache als System von Repräsentation und Projektion. Im besonderen Fokus stehen die kleinen und grossen Verschiebungen zwischen Tatsachen und Dingen und den Wörtern, um sie auszudrücken. Die Leerstellen auf den Wänden bei Michel Verjux und diejenigen auf den Seiten von Isabelle Lartault werden Bedeutungsträger, sei es als Licht, als Raum, als Wort oder Schrift.

Beide Künstler beschäftigen sich mit jeglicher Art von Correspondances (das im Deutschen mit "Übereinstimmung", "Verbindung", "Korrespondenz" wiedergegeben werden kann). Sie interessieren sich gleichermassen für die Wahrnehmung des Raums wie den Stellenwert von Sprache und der bildenden Kunst. Ihre Arbeiten beeindrucken ebenso durch eine intellektuelle Klarheit wie unmittelbare Sinnlichkeit und Poesie.


Isabelle Lartault - Michel Verjux: Correspondances
7. Februar bis bis 26. Juli 2015