Das Museum der Moderne Salzburg stellt eine neue sensationelle Werkgruppe der deutschen Künstlerin Isa Genzken als weltweite Premiere vor. In dieser Fokusausstellung wird erstmalig eine neue Werkgruppe aus rund zwanzig Skulpturen und Wandarbeiten präsentiert, die die international gefeierte deutsche Künstlerin Isa Genzken eigens für diesen Anlass geschaffen hat.
Isa Genzken (geboren 1948 in Bad Oldesloe, lebt in Berlin) ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen, die ihr Werk im Kontext Nachkriegsdeutschlands in einem kritischen Dialog mit der europäischen und der US-amerikanischen Kunst entwickelte. Genzkens jüngste, überaus erfolgreiche Retrospektive in den Vereinigten Staaten am Museum of Modern Art in New York ihren Ausgang nahm und anschließend ans Museum of Contemporary Art in Chicago tourte, ist derzeit noch bis Anfang Januar 2015 am Dallas Art Museum zu sehen.
Mit ihren in regelmäßigen Abständen völlig neu konzipierten Werken löst Isa Genzken stets Diskussionen aus. Ihre einzelnen Werkgruppen treten auf wie Protagonisten in einem Spiel mit offenem Ende, in dem Elemente des Persönlichen, Autobiografischen und Fiktiven sich in einer bislang ungekannten Dialektik zusammen mit technisch-wissenschaftlichen Prinzipien und dem Konstruktiven formieren. In der jüngsten Retrospektive entfaltete sich jedoch ein Gesamtwerk, das sich als in sich schlüssig erwies. Auch die neue Werkgruppe schließt, trotz aller Überraschungseffekte, an die Suche der Künstlerin nach einer zeitgemäßen Skulptur an.
Die Ausstellung umfasst 16 freistehende Skulpturen, zwei Boden- und sieben Wandarbeiten, die ungewöhnlich inszeniert sind. Sie bilden eine Art Prozession, die die Besucher_innen vom Treppenhaus bis in den Skulpturenbereich auf Ebene 2 führt, wo der Parcours mit Wandarbeiten aus Spiegelfolie und Klebebändern endet.
In den 1970er-Jahren suchte Genzken – als Reaktion auf den russischen und sowjetischen Konstruktivismus und den amerikanischen abstrakten Expressionismus – nach einer zwar europäischen, aber doch international relevanten Antwort auf den Minimalismus. Sie schuf in aufwendigen Arbeitsprozessen hergestellte Skulpturen, bis zu zehn Meter lange Ellipsoide und Hyperbolos aus Holz in unterschiedlich behandelten Oberflächen und Farben, die den Boden nur am Mittelpunkt oder an den beiden äußersten Punkten berühren.
Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Formen und Dimensionen konnten diese Skulpturen nie vollständig von einem Punkt im Raus aus erfasst werden. Die Betrachter_innen wurden dazu veranlasst, ihr Verhältnis zu den Arbeiten in Form einer räumlichen Begehung zu bestimmen. In scheinbar völliger Abkehr vom Prinzip der auf mathematischen Berechnungen basierenden und auf die Ausführung durch Spezialisten angewiesenen Werke begann Genzken in den 1980er-Jahren, mit Gips- und Betongüssen zu arbeiten – sie entschloss sich damit zu einem künstlerischen Arbeitsprozess, den sie allein kontrollieren konnte.
Diese an Ruinen erinnernden Skulpturen nahmen Architekturformen wie Fenster und Türen an und fanden später in Epoxidharzgüssen, die die innere Metallstruktur offenlegten, ihre Fortsetzung. In dieser Zeit begann Genzken, auch Arbeiten für den öffentlichen Raum zu entwickeln und mit Film zu arbeiten. Parallel zu ihrer bildhauerischen Arbeit hat sich Genzken auch immer mit Malerei und Fotografie beschäftigt. Ihre Gemälde aus den Basic Research- und MLR-Serien, die in Frottage- und Sprühtechnik entstanden sind, sowie ihre Fotoarbeiten auf Basis von Röntgenbildern nehmen inzwischen den gleichen Stellenwert wie ihre Skulpturen ein.
Von hier war es ein relativ kleiner Schritt zu jener Arbeitsweise, die Genzken seit den 2000er-Jahren verfolgt, nämlich zur Herstellung von Werkensembles in Form einer von ihr eigens entwickelten Assemblage-Technik: Skulpturen und Wandarbeiten aus Materialien aus dem Baumarkt oder aus Dekorgeschäften werden zu Dioramen zusammengefügt und mit Sprühfarbe akzentuiert. "Ich wollte immer den Mut haben, etwas ganz anderes, ganz und gar Verrücktes und Unmögliches oder auch Falsches zu tun. (...) Film ist für mich die Verbindung von allen Künsten und möglicherweise auch die öffentliche Kunst, d. h. die am meisten gesehene. Das macht den Film so attraktiv, um für ihn wirklich neue Ideen zu entwickeln", deklariert sich Isa Genzken in einem Interview Mitte der 1990er-Jahre.
In zahlreichen Assemblagen der letzten Dekade, wie zum Beispiel in "Empire/Vampire. Who Kills Death" (2002–2004) oder in der Serie "Kinder Filmen" (2005) und in ihren "Schauspielern" (2012) – den Vorläufern zur neuen Werkgruppe, die in Salzburg Premiere hat – führt sie uns Film als Diorama und Filmset von seltsamen, der Konsum- und Warenwelt entnommenen Gestalten und Formen vor. Wie sie selbst sagt, will sie "Skulpturen machen, die eine Filmszene darstellen, also Modellcharakter haben, nicht Skulpturen im traditionellen Sinn, sondern in einer Bewegung der Figuren und der Perspektive".
Isa Genzken. Neue Werke
22. November 2014 bis 22. Februar 2015