Irren ist ...

1. April 2017 Bernhard Sandbichler
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menschlich und nicht maschinell. Wäre der Mensch fehlerfrei und perfekt, liefe alles wie am Schnürchen, Perle für Perle, von vorn nach hinten, von oben nach unten, von links nach rechts oder umgekehrt - wie dröge und schnöde wäre dieses Leben. Kein Aprilscherz!

  • Achse 1: Diagnose
    Vergessen, begrenzte Aufnahmefähigkeit für Daten und Fakten, falsche Erinnerungen, Blackouts, falsches Zeitgefühl, Müßiggang, Ablenkung, Zahlenfrust, Bauchentscheidung, Auswahlschwäche, Denkschablonen, innerer Schweinehund, Kreativitätshemmung, Perfektionsverweigerung: Unser Gehirn leistet einem programmierbaren Dasein nolens volens Widerstand.
     
  • Achse 2: Prognose
    Ständig hält unser Gehirn danach Ausschau, wo und wie es etwas verändern, neu machen, variieren, ausprobieren könnte, um zu einer besseren (nicht perfekteren) Lösung zu gelangen.
     
  • Achse 3: Entwicklung
    Warum macht das Gehirn das? Weil es prinzipiell motiviert ist: Wir wollen zeigen, was wir können, wollen wertgeschätzt werden, wollen uns verbessern.
     
  • Achse 4: Intelligenz
    Anstatt sich immer Gedanken zu machen, wie schlimm unsere Hirnschwächen sind, lohnt es sich, manchmal genauer hinzuschauen, warum das so ist.
     
  • Achse 5+6: Körper und PsycheKlassische Motivationstricks, Belohnungs- und Bonussysteme sind etwas für dressierbare Automaten. Die ultimative Belohnungswährung für Menschen ist die Achtung durch andere Menschen.
     
  • Achse 7: Alltag
    Beim Gehirn kommt es nicht darauf an, dass wir immer alles fehlerfrei und perfekt machen; beim Gehirn kommt es darauf an, dass wir überhaupt was machen. Das öffnet neue Gedankengänge. Und wir sind alle von Natur aus neugierig!
     

Henning Beck: Irren ist nützlich. Warum die Schwächen des Gehirns unsere Stärken sind. München: Hanser Verlag, 2017, 316 Seiten, 20,60 EUR