iRonic. Die feinsinnige Ironie der Kunst

Zwölf internatonal renommierte Künstlerinnen und Künstler aus acht Nationen, alle zwischen 1951 und 1981 geboren, stellen in der Ausstellung "iRonic. Die feinsinnige Ironie der Kunst" unterschiedliche Formen von Ironie vor. Sie greifen dabei relevante gesellschaftliche Themen auf und setzen sich mit politischen Slogans, Geschlechterrollen, Forschungsmethoden der Wissenschaft oder unserem Umgang mit Natur auseinander.

Fragestellungen, die die Kunst selbst betreffen, stehen außerdem im Mittelpunkt, etwa wenn es um die Erwartungen des Künstlers an sich selbst geht oder um die Erwartungen des Kunstbetrachters an den Künstler beziehungsweise die Kunst, wenn die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft definiert werden soll oder wenn Inhalte oder formale Mittel der Kunst hinterfragt werden. Ihre Antworten auf diese Themen sind immer hintergründig und feinsinnig. Und sie treffen mit sch(m)erzender Präzision den Nerv unsere Zeit.

Ironie ist nicht nur ein bedeutendes Zeitgeist-Thema. Sie macht einen wesentlichen Teil unserer verbalen und unserer visuellen Kommunikation aus. Sie begleitet uns im Umgang mit alltäglichen, gesellschaftspolitischen oder existentiellen Themen. Ironie signalisiert lustvolle Intellektualität und spielerische Souveränität, taucht aber auch auf, wenn wir an bestimmte Grenzen stoßen, ganz gleich ob selbstgesetzt oder fremdbestimmt. Sie untergräbt und schafft Distanz im gleichen Atemzug, umfasst Übertreibung und Untertreibung, Bedeutungsauflösung und Bedeutungsaufladung.

Ironie bezeichnet eine sprach- oder bildbezogene Kommunikationsstrategie, in der das eine bedeutet, das andere jedoch gemeint ist. Sie schleust in unser auf Kausalität getrimmtes Denken mit hintergründigem Schmunzeln den freiheitlichen Aspekt legitimer Willkür ein. Doch wie funktioniert diese Form der Doppelbödigkeit in einer Zeit, in der wir einerseits multimedial mit globalen Bild- und Textinformationen überflutet werden und in der andererseits die Kommunikationsformen immer kürzer werden? In E-Mail, Twitter oder SMS haben sich eindeutige Ironiezeichen etabliert, um mögliche Missverständnisse von vorn herein auszuschließen. Doch wie steht es um die Ironie in einem multikulturellen, globalisierten Kontext? Ist hier Ironie überhaupt noch möglich?

Oder ist Ironie - ganz im Gegenteil - nicht längst eine Weltsprache geworden? Wird nicht durch unsere globale, auf Freundeskreis-Vernetzung ausgerichtete Medienkultur ein kollektives Wertesystem kommuniziert und verbreitet, das auch zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft eine gemeinsame Kommunikationsebene schafft - und somit eine Basis für ironische Komplizenschaften zwischen Sender und Empfänger, Künstler und Betrachter?

Ende 2010 wagten sich die Kuratoren im Museum Morsbroich weit hervor und proklamierten in der Ausstellung "Neues Rheinland" das Entstehen einer "postironische Generation" am Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine gewagte These. Doch ist sie haltbar? Ist es nicht vielmehr so, dass das Stilmittel der Ironie gerade eine beeindruckende Renaissance erfährt? Ausstellungen, wie etwa "The Fate of Irony" im Kai 10 Raum für Kunst, in Düsseldorf, die ebenfalls 2010 stattfand oder "Seriously Ironic", die bereits 2009 im Centre PasquArt in Biel zu sehen war, belegen die Aktualität des Diskurses um die Bedeutung ironisch gebrochener Verständigung.

KünstlerInnen: John Bock (D), Shannon Bool (CDN), Thorsten Brinkmann (D), Mark Dion (USA), Anton Henning (D), Brigitte Kowanz (A), Ragnar Kjartansson (IS), Peter Land (DK), Patrick Mimran (F), Ahmet Öğüt (TR), Şener Özmen (TR), Claude Wall (D)

iRonic. Die feinsinnige Ironie der Kunst
2. Juli bis 4. September 2011