Ingmar Bergman 1918 - 2007

Der schwedische Filmregisseur Ingmar Bergman ist am Montag, 30. Juli 07 mit 89 Jahren in seinem Haus auf der Ostseeinsel Farö gestorben. Wie kein zweiter sezierte Bergman in seinem mehr als 60 Filme umfassenden Werk immer wieder die Psyche seiner Figuren und fragte mit quälender Intensität nach Gott, Tod und dem Sinn des Lebens.

Ein Ritter kehrt aus einem Kreuzzug in die von Pest und pIündernden Horden verwüstete Heimat zurück. Leibhaftig tritt der Tod auf und fordert den Ritter zum Schachspiel um sein Leben heraus. - Bohrend meditiert Ingmar Bergman in »Das siebente Siegel« (1956), der einen der vielen Höhepunkte im Werk des Schweden darstellt, über den Sinn des Lebens und die Existenz Gottes angesichts des menschlichen Leids. Die streng religiöse Erziehung prägt das gesamte Werk des 1918 als Sohn eines Pastors geborenen Bergman. Die Suche nach Gott steht nicht nur in »Das siebente Siegel« im Mittelpunkt, sondern auch schon in »Abend der Gaukler« (1953). Doch Gott gibt sich nicht zu erkennen und nichts erleichtert das Dasein in einem beklemmenden Diesseits. Zurückgeworfen auf sich selbst ist der Mensch in den Filmen Bergmans. So muss der alte Professor in »Wilde Erdbeeren« (1957) erkennen, dass er sein Leben vertan hat. Diese Abwesenheit Gottes ist schon in Bergmans erstem von ihm selbst geschriebenen Film »Gefängnis« (1949) ein zentrales Thema. Quälende Intensität entwickelt dieses Kammerspiel über einen Journalisten, der sich mit einer Hure in eine Dachkammer zurückzieht, um ihre Lebensgeschichte zu verfilmen. Der internationale Durchbruch gelang Bergman Mitte der 1950er Jahre mit der von Schnitzler und Strindberg inspirierten Gesellschaftskomödie »Das Lächeln einer Sommernacht« (1955). In den 1960er und 1970er Jahren führte der Schwede sein Werk konsequent fort. Mit »Wie in einem Spiegel« (1961), »Licht im Winter« (1962) und »Das Schweigen« (1963) schuf er die so genannte Kammerspiel-Trilogie. In strenger Form wird der Diskurs über Gott und die Religion geführt. Auf jedes schmückende Beiwerk wird verzichtet. Die Inszenierung konzentriert sich ganz auf die quälende Selbstreflexion des verzweifelten Individuums. Wegen seiner sexuellen Freizügigkeit erregte »Das Schweigen« viel Aufsehen und wurde Bergmans erfolgreichster Film. Nach diesem expressiven Schwestern-Drama um Entfremdung und die Unfähigkeit zur Kommunikation rückten das Transzendente und die Suche nach Gott in den Hintergrund. In »Persona« (1966), »Die Stunde des Wolfs« (1967), »Schande« (1968) und »Der Ritus« (1969) reflektiert Bergman über die Situation des Künstlers und seine Beziehung zur Umwelt, während in den Filmen der 1970er Jahre (»Schreie und Flüstern«, 1972; »Szenen einer Ehe«, 1973; »Von Angesicht zu Angesicht«, 1976) die »Frage nach der Möglichkeit eines erträglichen Zusammenlebens der Menschen unter den Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft« (Ulrich Gregor) im Mittelpunkt stehen. Mit dem großen Familienepos »Fanny und Alexander« (1982), das autobiographische Züge trägt und nochmals – allerdings in gelöster Form – alle großen Themen von Bergmans Werk umkreist, verabschiedete sich dieser Meisterregisseur vom Kino, zur Ruhe setzte er sich aber nicht. Weiterhin arbeitete er als Theaterregisseur und weiterhin drehte er bis 2002, bis zu "Saraband", einer Fortsetzung der legendären "Szenen einer Ehe" auch Fernsehfilme. Neben seinen mehr als 50 Filmen gehören auch über 120 Theaterinszenierungen zu einem Werk, das ihm die Bezeichnung »Jahrhundertregisseur« nicht nur aufgrund der messerscharfen Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen, sondern auch aufgrund seines Umfangs mit Recht eintrug. R.I.P.