Im frostigen Dickicht der Großstadt

Die Arbeit In the "Wintry Thicket of Metropolitan Civilization" (Im frostigen Dickicht der Großstadt) zitiert eine gleichnamige Passage aus "The Culture of Cities", dem ersten Werk des Architekturkritikers Lewis Mumford aus dem Jahr 1938. Als Schlüsseltext der städtebaulichen Entwicklung im 20. Jahrhundert, ist dieses Buch gleichsam das theoretische Manifest eines Urbanisten, der sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden, intellektuellen wie theoretischen Mitteln gegen jene Spirale der chaotischen, unmenschlichen und depressiven Entwicklung gewehrt hat, die sich in jener Epoche abzuzeichnen begann und zunehmend das US-amerikanische Stadtbild prägte.

Mumfords leidenschaftliche Analysen vereinten in ihrem Versuch, die Urbanistik als zutiefst humanistische Praxis neu zu konzipieren, tatkräftiges Engagement mit theoretischer Weitsicht. Er betrachtete die Städteplanung von einem Standpunkt aus, der von einem Zusammenspiel gesellschaftlicher und fortschrittlicher Werte ausging. So ist "The Culture of Cities" Ausdruck einer Konzeption gemeinsamer Projekte und Hoffnungen, die konkret über eine planerische Praxis dekliniert werden, welche die Aufmerksamkeit wieder auf die Städte als entscheidende Zentren des gesellschaftlichen Lebens im 20. Jahrhundert und in naher Zukunft lenken sollten.

Im Rahmen der Ausstellung werden die Arbeiten von fünf Künstlern und Künstlerinnen aus verschiedenen Kontinenten gezeigt, die sich in ihrer künstlerischen Recherche mit der Thematik des Urbanismus und der städtischen Entwicklungsgeschichte der Großstädte auseinandersetzen – angefangen bei einem Wertesystem, das den Menschen in seiner ganzen sozialgeschichtlichen Komplexität in den Mittelpunkt der künstlerischen Reflexion stellt. Es handelt sich dabei nicht um deskriptive Arbeiten oder abstrakte Projektstudien, sondern um Erzählungen und Anregungen auf der Grundlage einer kritische Auseinandersetzung, bei der das Thema Stadt – verstanden als soziokulturelle Agglomeration, als Polis – einen zentralen Stellenwert einnimmt.

Zwischen der jüngsten Vergangenheit und einer imaginierten Zukunft changierend, geben die ausgestellten Arbeiten auf ungezwungene Weise den enigmatischen Sinn des Titels wieder, den Mumford einerseits als Alarmsignal verstand, während er zugleich auf die Notwendigkeit hinweisen wollte, die Lebensräume des Menschen neu zu konzipieren, angefangen bei der Stadt als dem seit jeher wichtigsten Ort der Agglomeration und des menschlichen Zusammenlebens. So stehen der städtische Raum und die Orte der aktuellen Metropolregionen im Mittelpunkt der gezeigten Arbeiten der Ausstellung. Sie werden aus verwinkelten, mehrdeutigen Perspektiven beleuchtet und zwischen den Katastrophen der Vergangenheit und einer Gegenwart in ständiger Erneuerung neu verortet.

In the Wintry Thicket of Metropolitan Civilization
17. November 2012 bis 12. Januar 2013