Im Banne des Dunkels

Ab Herbst 2012 zeigt die Hamburger Kunsthalle anhand der Graphiken des in Paris geborenen Künstlers Charles Meryon (1821-1868), dass die Renaissance der Radierkunst ihren Mittelpunkt in Frankreich hatte. Meryons Sonderstellung rührt daher, dass er zu den frühen Wiederentdeckern der Radierung gehörte. Schon in den 1850er Jahren radierte er, der "Piranesi Frankreichs", Ansichten des mittelalterlichen Paris. Und immer wieder ließ er in seinen Bildern, bedingt durch seine zunehmende geistige Erkrankung, die Stadt von phantastischen Wesen befallen. Damit rückte er die Erscheinung der Großstadt in ein geradezu visionäres Licht.

In bisherigen Ausstellungen zu Charles Meryon ist immer stark auf die Randposition dieses Künstlers im Kunstgeschehen des 19. Jahrhunderts abgehoben worden. Entsprechend waren Ausstellungen über ihn meist monographisch angelegt – mit Fokus auf Meryon als Einzelgänger, der nach endgültiger Einlieferung in die Anstalt von Charenton in geistiger Umnachtung starb. Ohne dass man die Abgründigkeit seiner Pariser Ansichten in Frage stellen müsste, ist Meryon dennoch ein Kind seiner Zeit. Nicht nur war er Mitglied der Société des Aquafortistes, die ab 1862 das Revival der Radierung in Frankreich einleitete und selbst einen Édouard Manet in ihren Mitgliederlisten führte. Auch hat sich niemand Geringeres als Charles Baudelaire für die Popularität Meryons auf schriftstellerischem Wege eingesetzt.

Charles Meryon und die französische Radierbewegung
11. November 2012 bis 3. März 2013