Mit Andy Warhol (1928 – 1987) präsentiert die Galerie der Stadt Tuttlingen einen führenden Vertreter der amerikanischen Pop Art. Warhols Werke erkunden die Grenzen zwischen der Kunstwelt und einem Alltagsleben, das von den Massenmedien und der Werbeindustrie geprägt ist. Wie kaum ein anderer vor ihm erkannte Warhol, wie sehr das reproduzierte Bild das Leben im Medienzeitalter reflektiert und zugleich auch formt. Er beschäftigte sich geradezu obsessiv mit den Idolen und kollektiven Bildern der modernen Gesellschaft.
Die Besonderheit der Ausstellung in der Galerie der Stadt Tuttlingen liegt darin, dass sie ganze Serien von Siebdrucken in verschiedenen Ausführungen präsentiert. Die Wiederholung eines Motivs wird so zu einer nachvollziehbaren Aussage, die für das Leben der modernen Gesellschaft sinnbildlich ist. Eindrucksvoll entfaltet sich vor den Augen des Betrachters etwa "Marilyn" (1967) in unterschiedlichen Variationen von poppigen Farbkombination, die das Gesicht des Stars mal mehr mal weniger schemenhaft hervortreten lassen. Hingegen liegt die Variation bei der "Campbell"s Soup"-Serie (1969) mit immer gleichen rot-weißen Dosen in den unterschiedlichen Geschmackrichtungen wie "Chicken Noodle", "Beef", "Tomato" etc..
Den Kern der Ausstellung bildet die Siebdruckserie "Flash – November 22, 1963" (1968), eine Chronik in elf Bildern, die an die Ermordung von Präsident John F. Kennedy erinnert, die sich heuer zum fünfzigsten Mal jährt. Die Serie beruht auf Pressefotos und Fernsehbildern, Momenten aus dem Blitzlichtgewitter im November 1963, und hält vier Tage fest, von der Ankunft John F. Kennedys in Dallas bis zur Beerdigung in Washington D.C.. "Ganz gleich, wie sehr man es versuchte, niemand kam davon los", so der Kommentar des Künstlers zu den Bildern, die die Menschen weltweit in Schock versetzten.
Nach Bildern wie "Ladies and Gentlemen" (1972) und "Mick Jagger" (1975), die für die studentenbewegten Jahre und ihre Kultfiguren stehen, folgt die Beschäftigung mit dem Dollarzeichen als Sinnbild für die Reagan-Ära. Zielte Warhol ursprünglich darauf ab, Kunst durch hohe Druckauflagen und billige Herstellung im Prinzip für jedermann erschwinglich zu machen, reflektieren seine Bilder der 1980er Jahre doch wieder den Kunstmarkt. Dort erzielten seine Drucke plötzlich sehr hohe Preise und wurden damit letztlich doch Teil der Kultur einer vermögenden Gesellschaftsschicht.
In diesem neuen Zeitgeist entstehen die Serien nach klassischen Kunstwerken berühmter Künstler der italienischen Renaissance - Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, Paolo Uccello und Piero della Francesca. Drei Beispiele von Warhols Drucken der heiligen Appollonia nach Piero della Francesca (1982) finden sich in der Tuttlinger Ausstellung. Inspiriert durch seine Besuche in Deutschland entstanden in den 80er Jahren ferner die ebenfalls in der Ausstellung vertretenen Bilder zum Kölner Dom (1985) und zum Schloss Neuschwanstein (1987).
Warhol prägte den weithin bekannten Spruch "In Zukunft wird jeder 15 Minuten lang berühmt sein." So zeigt das Gemälde "Portrait of a Lady" (1982), das als Titelmotiv der Ausstellung dient, dass eine unbekannte Person allein durch die Art der Warhol-typischen Darstellung zu Berühmtheit gelangen kann.
Andy Warhol in der Städtischen Galerie
15. Februar bis 7. April 2013
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- 15. Februar 2013 — 7. April 2013 /