IFFI 2014 - 23. Internationale Film Festival Innsbruck

Über 40 Filme aus 20 Ländern stehen vom 27. Mai bis 1. Juni bei der 23. Auflage des Internationalen Film Festivals Innsbruck auf dem Programm. Neben einem Spielfilm- und einem Dokumentarfilmwettbewerb widmen sich Schwerpunkte der Geschichte des indischen Films und der türkischen Filmemacherin Yesim Ustaoglu.

Eröffnet wird das Festival mit der italienisch-slowenischen Komödie "Zoran – Mein Neffe, der Idiot". Matteo Oleotto erzählt darin von einem Trinker, der sich plötzlich um seinen 15-jährigen Neffen Zoran kümmern muss und nach anfänglicher Ablehnung Interesse entwickelt, als er erkennt, dass Zoran ein außergewöhnlich begabter Dartspieler ist.

Im Gegensatz zu dieser leichten Kost erzählen viele andere Filme des Festivals vom Widerstand der Unterschicht gegen Ausbeutung und Unterdrückung. So entwickelt ein Arbeiter in "Workers" des Mexikaners José Luis Valle, als ihn sein Chef nicht in den Ruhestand entlassen will, zunehmend anarchistische Energie.

Zusammen mit diesem in langen statischen Einstellungen erzählten und in seiner Lakonie an die Filme Aki Kaurismäkis erinnernden Film konkurrieren fünf weitere Produktionen um den mit 5000 Euro dotierten Filmpreis des Landes Tirol. Während der Kubaner Carlos Lechuga in "Melaza" mit sanftem Humor vom Stillstand des Lebens in der kubanischen Provinz erzählt, blickt die pakistanische Filmemacherin Sabiha Sumar in "Good Morning Karachi" auf eine junge Frau, die in einem Armenviertel in der 13-Millionen-Stadt Karatschi für ihre Selbstbestimmung kämpft.

Der aus Burkina Faso stammende Dani Kouyaté, der schon vor 11 Jahren mit "Ouaga Saga" im Wettbewerb des IFFI vertreten war, erzählt in "Soleils" (Ko-Regie: Olivier Delahaye) von einer heiteren Reise eines alten Mannes und einer jungen Frau, die an Gedächtnisverlust leidet, um die halbe Welt. Der Kasache Yerlan Nurmurkhambetov und sein Koregisseur Shinju Sano siedeln dagegen die Familiengeschichte "The First Days of Spring" in den unendlichen Weiten der kasachischen Steppe an.

Von einem Meistertrommler, der sich in eine verheiratete Tänzerin verliebt erzählt schließlich der Inder Shaji N. Karun in "Swampaanam – The Voiding Sound". Karun ist im heurigen Festival aber nicht nur mit diesem Film vertreten, sondern anlässlich der Verleihung des Ehrenpreises des Festivals an diesen Stammgast in Innsbruck werden auch das filmische Porträt "Filming is Like Climbing Mountains" sowie sein mittellanger Film "Waiting" gezeigt.

Indien ist mit Christoph Schaubs und Kamal Musales "Millions Can Walk" auch im Dokumentarfilmwettbewerb präsent. Schaub/Musale begleiten darin den Protestmarsch Hunderttausender landloser Bauern und Ureinwohner, die ihr Recht auf eine menschenwürdige Existenz einfordern. Der Kroate Nebojša Slijepčeviċ bietet in "Gangster of Love" dagegen Einblick in die Arbeit eines Heiratsvermittlers und in "Cesars Grill" blickt der Ecuadorianer Dario Alonso Aguirre Guevara, der vor Jahren aus seiner Heimat auswanderte, autobiographisch auf seine Beziehung zu seinem Vater.

Weitere Aspiranten für den Dokumentarfilmpreis fokussieren auf dem Leben des El Salvadorianischen Dichters Roque Dalton ("Roque Dalton – Erschießen wir die Nacht!" von Tina Leisch) und dem Leben am nordwestlichen Ende von China ("Silk Road of Pop" von Sameer Farooq und Ursula Engel) sowie auf dem Verhältnis der Türkei zu ihren Nachbarstaaten ("1 + 8" von Angelika Brudniak und Cynthia Madansky).

Die Gesellschaft der Türkei durchleuchtet auch Yesim Ustaoglu in ihren Filmen. Im Rahmen der ihr gewidmeten Hommage werden neben "Reise zur Sonne" (1999), mit dem sie berühmt wurde, und "Waiting fort he Clouds" (2004) auch ihr ebenso leises wie intensives Alzheimer- und Familiendrama "Pandora´s Box" (2008) sowie ihr neuester Film "Araf – Somewhere in Between" (2012) gezeigt.

Einen knappen Einblick in die Geschichte des indischen Films abseits von Bollywood bietet schließlich eine Retrospektive, deren bogen sich von Satyajit Rays legendärem "Pather Panchali" (1955) über Mrinal Sens "An Unfinished Story" (1972) bis zu Buddhadeb Dasguptas "Uttara" (2000) spannt.

Gedacht wird im Rahmen des heurigen IFFI aber auch des Kubaners Daniel Diaz Torres, der ein langjähriger Freund des Festivals war, letztes Jahr noch mit "La pelicula de Ana" im Wettbewerb vertreten war und im September 2013 verstorben ist. In Erinnerung an Torres wird die 1990 entstandene Realsatire "Alicia en le pueblo de maravillas" gezeigt.