"Hochwasser" im Kunstforum Montafon

Wie bereits bei den Themen "Der Weiße Tod – Lawinen" (2004), "Wintersport" (2006/07) und "hoch hinauf – Alpinismus in der zeitgenössischen Kunst" (2009) bietet ein tragisches Jubiläum wiederum Gelegenheit für eine Kooperation zwischen den Montafoner Museen und dem Kunstforum Montafon: im Jahr 1910 verwüstete ein gewaltiges Hochwasser weite Bereiche des Montafons, insbesondere in Schruns.

Dabei wurde unter anderem das Gebäude der Lodenfabrik, in dem das Kunstforum Montafon untergebracht ist, völlig zerstört. Die Montafoner Museen werden dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, um verschiedenste Katastrophen, die über das Montafon in den vergangenen Jahrhunderten hereinbrachen, zu reflektieren. Auch das Kulturfestival "Montafoner Sommer" wird zeitgleich unter dem Titel "Urgewalten" sich dieser Thematik annehmen. In der Ausstellung in der ehemaligen Lodenfabrik wird aus aktuellem Anlass vor allem auf die zerstörerische Kraft des Wassers reagiert. Die Fenster der Ausstellungsräume blicken direkt auf das (inzwischen längst sanierte und geregelte) Bachbett der Litz. Beim letzten Hochwasser 2005 erreichten die Fluten gerade Fensterbretthöhe und richteten dabei kaum Schaden an. Die Fenster sind sehr schalldicht; werden diese geöffnet, entsteht beinahe der Eindruck, als kämen die Wassermassen in den Raum – zumindest akustisch. Dieser Effekt wird Teil des Ausstellungskonzepts. Mittels Hydrophon (Unterwassermikrofon) werden die Geräusche des Litzbachs, der im Sommer üblicherweise sehr viel Wasser führt, in die Ausstellung übertragen. Im Ausstellungsraum wird nach einem Konzept von Roland Haas ein Teil einer Mure plastisch simuliert. Es wird der Eindruck entstehen, als wären – wie vor einhundert Jahren – die Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen vom überflutenden Bach in den Raum eingebrochen. Dem gegenüber stehen zwei großformatige Malereien von Hans Weigand aus der Serie der "Silver Surfer", die riesige Flutwellen (mit winzigen Surfern) darstellen. In die Rauminstallation kontrastierend integriert werden schwebende Steine von Hannes Ludescher: fragile, leichte Kunstwerke aus Papier und Weidenzweigen. Seine farblich fein abgestimmten Objekte werden mit den Bildwerken Weigands einen wunderbaren Dialog eingehen. Ergänzend werden in der kleinen Black Box, die seit der Sommerausstellung 2009 fix im Ausstellungsraum integriert ist, Dokumentarvideos von "großmassstäblichen Murversuchen" gezeigt, die das Institut für Wildbach- und Lawinenverbauung in der Region durchgeführt hat. Ines Agostinelli hat diese Videos nachbearbeitet. So wird ein sehr intensiver Gesamteindruck entstehen, wodurch die Besucher in eine faszinierende Kunstwelt entführt werden, die die Ästhetik der Zerstörung thematisiert. Die Ausstellung steht im Kontext sowohl mit den dokumentarischen Zugängen der Montafoner Museen als auch vollinhaltlich mit dem Thema des Festivals Montafoner Sommer 2010. Somit ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, das durch spezielle Kooperationen noch verstärkt wird. Ein vielseitiges Begleitprogramm zur Kunstvermittlung bietet verschieden Zugänge zur Ausstellung.
Hochwasser 29. Juni bis 7. August 2010