Himmelstürmend. Hochhausstadt Frankfurt

Vom Wiederaufbau nach 1945 über die Ära der Grundstücksspekulationen und des Frankfurter Häuserkampfs bis in die heutige Zeit der globalen Finanzmärkte reicht die Geschichte der Hochhausstadt Frankfurt. In der Ausstellung werden ausgewählte Bauten dabei architekturhistorisch eingeordnet und in den gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext der jeweiligen Zeit gestellt. In Clustern angeordnet, werden einzelne Hochhausbauten und -projekte anhand von historischen Fotografien, Zeichnungen und Modellen vorgestellt. Verschiedene Hochhauspläne von 1953 bis zum heute noch gültigen Hochhausrahmenplan von 2008 stellen die Gebäude in den stadtplanerischen Kontext sowie einen chronologischen und topografischen Zusammenhang.

Nachdem 1949 entschieden war, dass Frankfurt nicht Hauptstadt der Bundesrepublik wird, sollte die Stadt sich erneut als wichtigstes deutsches Bankenzentrum etablieren. Klassische historische Bauwerke, die Anfang der 1950er-Jahre entstehen, markieren mit dem AEG-Hochhaus und dem Juniorhaus (1951), dem Bayer-Haus (1952) sowie dem Bienenkorbhaus (1954) den Beginn des Hochhausbaus in Frankfurt. In den 1960er- und 1970er-Jahren etabliert sich Frankfurt als Finanzmetropole, Banken und Versicherungen bauen Ihre Türme im Westend und entlang der Taunusanlage. Finanzspekulation und Mietwucher sind die Folgen, auf die mit Demonstrationen und Häuserkämpfen geantwortet wird.

Die "Hochhauskisten" bringen Frankfurt den Negativruf als "Bankfurt" und "Krankfurt" ein. Erst Ende der 1970er-Jahre kann das Image der Hochhäuser mit postmodernen Bauten, wie beispielsweise dem Messeturm (1991), verbessert werden. Die Hochhäuser erfahren mehr und mehr Akzeptanz in der breiten Bevölkerung, die "Skyline" wird zum Identifikationsobjekt. Heute bildet ein Pulk an Hochhäusern entlang der Neuen Mainzer Straße die sogenannte "Bankenklamm". Um den Commerzbank Tower (1997) sowie den Main Tower (1999) gruppieren sich die Türme zur Frankfurter Skyline.

Die Ausstellung lässt auch das ungebaute Frankfurt erfahrbar werden. Neben verschiedenen Überbauungsplänen für den Hauptbahnhof oder auch für das Westend werden visionäre Entwürfe für den Campanile (1985), den Millennium-Tower (1999) u.v.a. präsentiert. Eine besondere Entdeckung ist der Wettbewerbsentwurf von Ludwig Mies van der Rohe aus dem Jahr 1968 für einen Turm der Commerzbank an der Neuen Mainzer Straße. Der nahezu unbekannte Entwurf Mies van der Rohes wäre – wenn er realisiert worden wäre – sein einziges Hochhaus in Deutschland gewesen.

Frankfurt unterliegt einem ständigen Wandel. Die Bürotürme aus den 1970er- und 1980er-Jahren werden umfassenden Revitalisierungsmaßnahmen unterzogen, wie beispielsweise das Dresdner-Bank-Hochhaus (1978), das nach seiner Revitalisierung 2011 als Silberturm im neuen Glanz erstrahlt. Ein anderer Weg wird in der Bürostadt Niederrad getestet, hier versucht die Stadt leerstehende Bürogebäude zu Wohnhochhäusern umzufunktionieren. Der Trend zum vertikalen Wohnen erlebt in letzter Zeit Konjunktur.

Luxuswohnungen über den Dächern werden mit den Wohnhochhäusern Henninger-Turm auf dem Sachsenhäuser Berg und dem Tower 2 in der Europa-Allee zur Realität werden. Andere Gebäude mussten vollständig weichen. Die Sprengung des AfE-Turms (1972) schaffte in diesem Jahr neuen Raum für zukünftige Stadtentwicklung, wie sie bereits an anderen Orten sichtbar ist: im Palais-Quartier, im Maintor-Quartier, entlang der Europa-Allee und zukünftig in Gateway Gardens.


Zur Ausstellung erscheint die umfangreiche und reich bebilderte Publikation "Hochhausstadt Frankfurt. Bauten und Visionen seit 1945" im Prestel Verlag sowie ein neues Hochhaus-Buch für Kinder.

Himmelstürmend. Hochhausstadt Frankfurt
8. November 2014 bis 19. April 2015