Heerbrugg: Gaetano Donizettis "Don Pasquale" im Kino Madlen

In seiner letzten Opera buffa hat Gaetano Donizetti seinen Instinkt für ein komisches Musiktheater, das sich nicht mit oberflächlichen Effekten begnügt, sondern in der Geschichte und ihren Figuren feine Nuancen des menschlichen Zusammenlebens aufspürt, noch einmal aufs Schönste unter Beweis gestellt. Insbesondere was die Ökonomie der Mittel betrifft, ist Don Pasquale ein reifes Meisterwerk: Hier ist kein Takt zu viel, keine Wendung der Handlung nebensächlich oder gar überflüssig.

Donizetti stellt vier Typen auf die Bühne, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Ein alter, geiziger und sehr gutgläubiger Junggeselle, dessen schwärmerischer und sehr verliebter Neffe, ein listiger Arzt, der mit beiden befreundet ist, schliesslich eine junge Witwe von ebenso launischem wie gefühlvollem Temperament. Don Pasquale möchte auf seine alten Tage noch einmal heiraten, nicht zuletzt, um seinem Neffen dessen Heiratspläne mit der mittellosen Norina auszutreiben.

Doch er hat die Rechnung nicht mit seinem Freund Doktor Malatesta gemacht, der für ihn eine Braut finden soll und diesen Auftrag dazu nutzt, durch eine infame Intrige Ernesto und Norina zu ihrem schon verloren geglaubten Liebesglück und Geldsegen zu verhelfen und gleichzeitig dem alten Schwerenöter gehörig eins auszuwischen. Im Mittelpunkt seines Plans: Norina, die sich als Malatestas unschuldige Schwester ausgibt und sich, kaum ist der Ehevertrag unterschrieben, in eine unausstehliche Furie verwandelt, die der frisch vermählte Don Pasquale unter allen Umständen loswerden will.

Die Typen entstammen der altitalienischen Stegreifkomödie der Commedia dell’arte, die in Donizettis Geburtsort Bergamo beheimatet war. In ihrer Mischung aus Humor und Boshaftigkeit erinnert die Handlung zugleich an die Komödien eines Molière oder Ben Jonson.


Sonntag, 13. Dezember 2015, 10.30 Uhr
Don Pasquale von Gaetano Donizetti

Italienisch mit deutschen Untertiteln
Dirigent: Nello Santi
Darsteller: Ruggero Raimondi, Juan Diego Flórez, Isabel Rey
Produktion: Zürich, 2012, Dauer: 150 min