Haus- und Lebensgeschichten in der Hohenemser Untergass'

Das nördliche Ende des Hohenemser Zentrums soll grundlegend verändert werden. Was bedeuten diese Veränderungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Radetzkystraße? Für wen bleibt das Leben in der Radetzkystraße noch leistbar? Was wird die urbane Entwicklung dieses Viertels am Hohenemser "Stadtrand" bewirken? Und wie verändern die baulichen Maßnahmen das sozio-kulturelle Klima der Untergass‘?

Die Ausstellung möchte mit den gestellten Fragen Impulse geben, sich genauer mit den Chancen und Herausforderungen jener Prozesse auseinanderzusetzen, die als Teil der Hohenemser Stadtentwicklung wahrgenommen werden müssen. Hörbare Meinungen zu den Umbauplänen sowie Hoffnungen und Ängste, aber vor allem Wünsche sind Teil der Zukunftsvisionen für das Hohenemser Wohnviertel am Rand.

Das Hohenemser Jüdische Viertel erfährt seit 1991 wachsende öffentliche Aufmerksamkeit. Viele Bauten sind inzwischen saniert und restauriert worden und das einzigartige Ensemble von ehemaliger Judengasse und Christengasse gilt als Kleinod im Land.

Die verkehrsreiche Radetzkystraße hingegen fristet noch immer ein Dasein am Rande. Nachdem im 19. Jahrhundert die Gesetzgebung auch Juden den Erwerb von Grund und Hausbesitz außerhalb der Judengasse gestattete, ließen sich in der Untergasse, wie die Straße vor ihrer Umbenennung in Radetzkystraße hieß, auch zahlreiche jüdische Familien nieder. Dieses Viertel, das unmittelbar an das Hohenemser Zentrum anschließt, wird in den nächsten Jahren drastischen Änderungen unterworfen sein: Die sogenannte "Untergass‘" am Rand der Stadt wird neue Aufmerksamkeit erfahren und sich sozial neu durchmischen. Eine fortschreitende Gentrifizierung zeichnet sich ab.

Die Ausstellung erforscht Haus- und Lebensgeschichten dieses Stadtteils und schärft gemeinsam mit dem Hohenemser Fotografen Dietmar Walser den Blick für den städtischen Raum und den urbanen Wert des Bestandes – auch um die sozialen Folgen der geplanten Veränderungen diskutierbar zu machen. Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohner der Untergass‘ eröffnen neue Perspektiven auf einen Erneuerungsprozess, der Chancen und Herausforderungen für das Wohnviertel und darüber hinaus bedeutet.

Am Rand. Zusammen leben in der Untergass'
17. Oktober 2021 bis 18. April 2022