Haus am Gern - Know the Knoll

Das Bieler Künstlerpaar Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner arbeitet seit 1998 unter dem Label Haus am Gern an interdisziplinären Projekten. Im Fokus ihres Schaffens stehen gesellschaftsrelevante Themen, die sie sich mit Leichtigkeit, Ironie und einem Sinn für raffinierte Kritik aneignen und in kontextspezifische Werke übersetzen. Ihr künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch Medienvielfalt aus, in der Zeichnung, Fotografie, Video, Objekt, Installation und Performance im Rahmen von konzeptuellen Arbeiten zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Mit "Know the Knoll", 2014, realisieren Haus am Gern eine raumübergreifende Installation, welche die Räumlichkeiten des Kunsthauses Centre Pasquart und des Photoforum Pasquart gleichzeitig umfasst. Eine mediale Spiegelung der Räume verwickelt die Betrachter in ein Spiel, in dem sie sich zwischen Fotografie und Installation, zwischen Kulisse und Bühne verlieren - und sich in einer ambivalenten Raum- und Objektanordnung wiederfinden.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine raumfüllende Installation im Parkett 2 des Kunsthauses. Sie stellt sich aus Werken des Künstlerduos, seinem Archiv, seiner Kunstsammlung, Werken von Kunstschaffenden wie Donald Judd oder Thomas Huber sowie weiteren Artefakten zusammen. Die Anordnung der Werke und dieser Fragmente der Realität erinnern an eine bewusst gewählte, konforme museale Präsentation. Mit einer simplen Kordel wird ein Parcours festgeschrieben, der diese zusätzlich verstärkt.

In einem zweiten Schritt fotografieren Haus am Gern die Installation durch die geöffneten Fenster mit Hilfe einer Hebebühne von ausserhalb des Gebäudes. Die elf Fotografien, die dabei entstehen, sind im Photoforum Pasquart zu sehen. Das eigens für diese Ausstellung entwickelte bildgebende Verfahren verdichtet diese Akkumulationen durch eine extrem reduzierte Schärfentiefe. Haus am Gern weisen den Bilder eine Schlüsselrolle zu, die jedoch eher in der Malerei als in der Fotografie zu verorten ist.

Zwischen Kunsthaus Centre Pasquart und Photoforum Pasquart entsteht eine räumliche und visuelle Spiegelung, die darauf abzielt, gewohnte Perspektiven zu hinterfragen oder Standpunkte zu verlassen. Diese Verschiebungen, Überlagerungen und Verschränkungen verbinden die beiden Ausstellungsorte miteinander zu einem Ganzen. Die Besucher werden auf eine Erfahrungsebene der Deutungsverschiebungen geschickt, die sie zu Akteuren in der Ausstellung machen.

Als Drehpunkt zwischen den beiden Ausstellungsorten zeigen Haus am Gern in der Vitrine im Parkett 2 die Arbeit "Selbstporträt als Künstlerpaar XXI (Know the Knoll), 2014, eine 27 Meter lange Steinschleuder. Als Geschoss dient ein Meteorit. Zum tatsächlich Schiessen ist die Schleuder jedoch nicht geeignet. Würde man sie benutzen, bräuchte es zwei Personen, um sie zu spannen, wobei sich die eine in grosse Gefahr bringen würde. Die Künstler führen damit eine Arbeitsserie fort, die 1998 ihren Anfang nahm.

Mit Ausstellungen in der Kunsthalle Bern (2002) oder dem Kunsthaus CentrePasquArt 120021 zeigen Haus am Gern, dass sie in der Tradition der institutionellen Kritik der 1990er Jahre und in deren Fortsetzung der Kontextkunst betrachtet werden können. Im Zentrum stehen künstlerische Praktiken, die verborgene Aspekte gesellschaftlicher Konstruktionen enthüllen. Nicht das Abbilden von Wirklichkeit, sondern das Gestalten derer liegt in ihrem Fokus. Diese Form der Kunst beabsichtigt institutionelle Geflechte, kulturelle Artefakte und soziale Codes zu hinterfragen und wird dabei zu einem Werkzeug der Selbstreflexion der Gesellschaft.

Von der ersten Idee bis hin zum Echo des Ausstellungsprojekts "Know the Knoll" wird ein Prozess durchlaufen, der bereits als Werk an sich eingestuft werden kann. Mit Beobachtungen, Skizzen, Witzen oder Begegnungen nimmt die Ausstellung ihren Anfang. Das Künstlerpaar lässt bewusst die Eigenschaften des Kontextes ihr Werk mitbestimmen, indem sie sie in der Arbeit sichtbar werden lassen. Rahmenbedingungen werden zu Werkfragmente und die Verweise auf das Aussen sind allgegenwärtig. Die gesellschaftlichen Ebenen, die wir erahnen, aber nicht sehen, spüren, aber nicht verstehen, werden zu vielschichtigen Aspekten der Ausstellung und somit der künstlerischen Arbeit von Haus am Gern.


Haus am Gern - Know the Knoll
6. Juli bis 17. August 2014