Hans Weigand. Vortex

Die Ausstellung "Vortex" im Rahmen der Reihe "Künstler im Fokus", die im Kontext der Sammlung Gegenwartskunst stattfindet, ist dem Werk von Hans Weigand gewidmet. Als Grenzgänger zwischen bildender und angewandter Kunst reagiert er in utopisch anmutenden Szenarien und Performances auf Gesellschaftsphänomene. Sein experimenteller Umgang mit modernen Mythen besticht durch außergewöhnliche Bildmotive und die Darstellung eines kulturell vernetzten Weltbildes.

Weigands Exkurse zu westlich geprägten Fragmenten des Alltags zeigen sich in skulpturalen Arbeiten der 1980er Jahre, die das Spannungsverhältnis von Design und Display thematisieren. Eine besondere Qualität seiner Arbeiten liegt im innovativen Einsatz von spezifischen Materialen, wobei der Künstler gleichsam im Testverfahren unmittelbar auf technologische Entwicklungen reagiert und so Momentaufnahmen der Zeit formuliert.

In der Ausstellung "Vortex" – der Titel bezieht sich auf ein vermeintlich paradiesisches Idyll aus dem post-apokalyptischen Science-Fiction-Film "Zardoz" (1974) von John Boorman – präsentiert das MAK eines jener progressiven, prozessorientierten Werke, mit denen Weigand immer wieder die Kunstwelt auf sich aufmerksam macht. Während eines Aufenthalts 1999 in Los Angeles initiierte er im MAK Center Los Angeles das Gemeinschaftsprojekt und die gleichnamige Ausstellung "Life/Boat" mit Jason Rhoades (1965–2006) und Raymond Pettibon (* 1957). Dieses Modell einer temporären Kommune, einer Synthese aus Werkstatt und Ideenlabor, wird in die MAK-Schausammlung Gegenwartskunst transferiert. Zu sehen ist ein Prototyp für eine aktuelle Form der Bildproduktion, der einen realen mit dem virtuellen Raum verknüpft.

Weigand verfilmt einen Groschenroman, macht ein B-Movie zum Fotoroman, verwertet ein Versatzstück aus einem Psychedelic-Klassiker als Raumarchitektur. Die in der Ausstellung gezeigte ältere und neueste Kunstproduktion bildet die Basis und reflektiert die Bedeutung des Bildträgers als Massenmedium. Sein "Pop-Geschmack" zeigt sich als Vorliebe für alles, was populär ist, sich medial verbreiten lässt und Massenwirkung erzeugt; dabei greift er mit der Collage von Sujets aus der Popkultur, der musikalischen Subkultur und der Kunstgeschichte auf Strategien zurück, die wesentliche Impulse für die Entwicklung neuer Bildfindungen geliefert hat. Dazu zählen auch Szenen aus der Medienproduktion und der Vernetzung von digitaler Fotomontage sowie malerische Mittel. Innerhalb der Ordnung von Weigands formelhaft geprägter Wahrnehmung bewirkt die Beziehung von Bild und Schrift ein eigenes Bedeutungsschema. Das Bild wird zu Schrift und wird, wie die Schrift, zur Pointe.

Hans Weigand. Vortex
13. April bis 5. September 2010