Hans Sturzenegger. Persönlichkeit, Reisen und Werk

Der über Schaffhausen hinaus bekannte Porträtist und Landschaftsmaler Hans Sturzenegger (1875-1943) hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Für den weitgereisten Künstler waren urbane Orte wichtig. Nebst seinem grossen Atelier beim elterlichen Gut Belair in Schaffhausen unterhielt er über mehrere Jahre hinweg ein Atelier in München (1913-1918) und später eines in Zürich (1921-1937).

Bereits 1911 reiste Hans Sturzenegger mit Hermann Hesse (und 1913 ein zweites Mal ohne Begleitung) durch den Suez-Kanal über Colombo nach Penang und Singapur sowie zu den beiden Städten Jambi und Palembang auf Sumatra. Nachhaltig beeinflusst hat ihn die Landschaft der westfriesischen Inseln Texel und Vlieland. Erstere bereiste er mit seinen Malerfreunden Fritz Widmann und Adolf Thomann, letztere besuchte er auf der Hochzeitsreise mit seiner Frau Gertrud.

Einen besonderen Stellenwert nahm das Porträtieren im Schaffen des Künstlers ein, vor allem wenn es seine engere Familie, Freunde und Bekannte betraf. Obwohl Sturzenegger als begehrter Porträtist seiner Zeit galt, waren ihm Auftragswerke oft eine Last.

Als Besonderheit hat Sturzeneggers Auseinandersetzung mit sich kämmenden und badenden Frauen zu gelten. Diese Phase in seinem Schaffen dauerte nur relativ kurze Zeit, beginnt 1906 und endet 1918 für immer. Der Grund für das abrupte Ende war wohl der grösste Schicksalsschlag, der den Maler inmitten seiner besten Schaffenszeit traf - die Krankheit seiner jungen Frau Gertrud. Sie dauerte von 1918 bis zu ihrem Tod 1930 und lähmte die künstlerische Tätigkeit des Malers enorm.

Sturzeneggers nuancierte Malerei wurzelt in der Tradition des 19. Jahrhunderts und steht im Spannungsfeld zwischen deutschen und französischen Vorbildern wie Hodler und Corot.


Zur Ausstellung erscheint eine Monographie. Die beiden Schwerpunkte der Publikation liegen auf einem informativen biografischen Teil, die historischen Umstände mit einbeziehend und einem reich bebilderten Werküberblick. Bewusst wurden aus dem weitgespannten und vielfältigen Beziehungsnetz die Kontakte zu jenen Persönlichkeiten umfassender behandelt, die von allgemeiner Bedeutung sein dürften. Dazu gehört Sturzeneggers lebenslange Freundschaft mit Hermann Hesse, deren Anfang und Höhepunkt die erste "Indienreise" 1911 nach Singapur darstellt. Von nicht geringem Einfluss und zeitlebens Vorbild war für Sturzenegger der 22 Jahre ältere Ferdinand Hodler. Er pflegte vielfältige Kontakte zu Künstlern, Kunstfreunden, seinem Malerfreund Ernst Würtenberger, zu den Brüdern Reinhart in Winterthur und seinem Lehrer Hans Thoma in Karlsruhe.

Hortensia von Roda, Hans Ulrich Wipf: Hans Sturzenegger. Persönlichkeit, Reisen und Werk. Verlag Neue Zürcher Zeitung, 608 Seiten, Ausst. Preis: Ausstellung CHF 68.-, Buchhandel CHF 78.-.

Hans Sturzenegger. Persönlichkeit, Reisen und Werk
28. Oktober 2007 bis 30. März 2008