Hannah Höch. Revolutionärin der Kunst

Hannah Höch (1889–1978) gilt als die bedeutendste deutsche Künstlerin der Klassischen Moderne. Als "Revolutionärin der Kunst" zählt sie zu den zentralen Figuren, die die emanzipatorische Kunst der Avantgarden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit der zweiten Hälfte verknüpfen. Eine revolutionäre, vom rebellischen Dada-Bewusstsein durchdrungene künstlerische Haltung prägte ihr Leben und Schaffen. Mit der Fortführung ihres Werks wird Höch nach 1945 zu einer maßgeblichen Wegbereiterin für den Aufbruch einer jungen Künstlergeneration, die in den 1960er Jahren an das utopisch-revolutionäre Potential von 1918 anknüpfte.

Die Kunsthalle Mannheim zeigt vom 22. April bis 14. August 2016 eine Ausstellung über das Werk von Hannah Höch nach 1945. Es wird die erste umfassende Retrospektive des nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Werks sein. Damit setzt das Mannheimer Museum seine Reihe über bedeutende Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts fort – von Germaine Richier über Ré Soupault bis zu Magdalena Jetelová, Nairy Baghramian und Pipilotti Rist. Zu entdecken gibt es im Werk von Hannah Höch noch viel, umfasst es doch von 1916 bis 1979 über 60 Schaffensjahre. Gleichwohl wurde die Künstlerin nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausschließlich als Grande Dame des Dadaismus rezipiert. Diese einseitige Konzentration auf das dadaistische Werk der 1920er Jahre prägt bis heute das Bild von der Künstlerin – und verstellt den Blick auf das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene Werk.

Der revolutionäre Weltentwurf von Dada als grundlegende Idee des Oeuvres von Hannah Höch wird in der Ausstellung "Hannah Höch: Revolutionärin der Kunst" ebenso thematisiert wie die Vielfalt des Werks. Die Collage wurde von der Künstlerin 1918 als eigenständiges, wirkungsintensives Medium in die Bildende Kunst eingeführt und blieb lebenslang ihre wichtigste Ausdrucksform. Legendär ist ihre Collage "Entartet" mit einer Silber schimmernden Korsage und spitzen Kegelbrüsten: als Inkarnation von Verführung und Verderben nur eine leere Hülle, von Fliegen umschwärmt und ohne Kopf.

Mit der Konzentration auf das Werk von Hannah Höch nach 1945 würdigt die Kunsthalle Mannheim den Wert ihres gesamten Schaffens und unterstreicht die zentrale Stellung der Künstlerin im Gefüge der Moderne wie des 20. Jahrhunderts. Es werden rund 150 Exponate gezeigt, gegliedert in acht Themenkomplexen. Darunter finden sich auch Werke, die bisher noch nie ausgestellt waren. In der Edition Braus Berlin erscheint im April 2016 ein 240 Seiten starker Katalog zur Ausstellung mit Texten von Ralf Burmeister, Inge Herold, Karoline Hille, Jochen Hörisch, Beate Reese.


Hannah Höch. Revolutionärin der Kunst
22. April bis 14. August 2016