Global Activism

Die Ausstellung "Global Activism" widmet sich dem – im Sinne des erweiterten Kunstbegriffs, demgemäß jeder Mensch ein Künstler ist – Feld einer neuen künstlerischen Ausdrucksform des 21. Jahrhunderts. Der "globale Aktivismus" ist politisch inspiriert, er macht durch Aktionen, Demonstrationen und Performances im öffentlichen Raum auf Missstände aufmerksam und fordert zur Veränderung bestehender Verhältnisse auf.

Anhand von Objekten, fotografischen, kinematografischen, videografischen und massenmedialen Dokumenten zeigt die Ausstellung, wie verschieden die Rolle der Kunst heute in den Weltregionen sein kann.

Die Dynamiken der modernen Demokratie begannen mit der dreiminütigen Gettysburger Rede von Präsident Abraham Lincoln 1863, die ein "government of the people, by the people, for the people" versprach. Mit dieser "Erfindung des Volkes" (Edmund S. Morgan, Inventing the People. The Rise of Popular Sovereignty in England and America, 1988) steht und fällt das Konzept der Demokratie. In der amerikanischen Declaration of Independence (1776) werden den Menschen unveräußerliche Rechte garantiert, darunter "life, liberty and the pursuit of happiness", vor allem aber, dass die Regierungen, welche diese Rechte sichern, ihre Macht nur mit der Zustimmung der Regierten erhalten (Governments [...] deriving their just powers from the consent of the governed).

Eine Demokratie lebt demzufolge von dieser Dynamik zwischen Regierung und Regierten, zwischen der Politik und dem Volk. Was aber geschieht, wenn diejenigen, die das Volk repräsentieren, die Rechte und Interessen des Volkes nicht mehr beschützen, sondern verletzen? Eine mögliche Antwort hat sich in den letzten Jahrzehnten mit der Gründung von NGOs, non-governmental organisations, gezeigt. Sie übernehmen Aufgaben wie Umweltschutz, Wahrung der Menschenrechte, usw., die ursprünglich von Regierungen wahrzunehmen wären. Eine zweite aktuelle Antwort sind die gegenwärtigen Aktivismuspraktiken, die von den BürgerInnen ausgehen, welche den Dynamiken einer demokratischen Bürgerschaft entspringen.

Wie das Wort CIVIS (lat. Bürger) im Wort activism bereits zeigt, handelt es sich dabei um eine neue Form der "performativen Demokratie": durch Aktionen, Demonstrationen und Handlungen wird im öffentlichen Raum zur Veränderung bestehender Verhältnisse aufgefordert. Durch Aktionen von Kleingruppen wie Pussy Riot oder Massenbewegungen wie Occupy u.v.a. sind in letzter Zeit wiederholt spektakuläre Protestbewegungen in den Fokus einer weltweiten Öffentlichkeit gerückt. Auf völlig verschiedene aber immer eindrucksvolle Weise zeigen sie, was im weitesten Sinn bürgerschaftliches Engagement bewirken kann. Denn einerseits wird von einer Krise der Demokratie, sogar von einer Postdemokratie, gesprochen. Andererseits jedoch vermehren sich überall auf der Welt vielfältige Bewegungen der Bürgerbeteiligung.

Der Slogan der Boston Tea Party (1773), die 1775 zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges führte, war: "No taxation without representation". Die BürgerInnen von heute fordern scheinbar "no taxation without participation". "Global Activism" rückt dieses neue Engagement der BürgerInnen in den Fokus einer Ausstellung. Diese ist dazu geeignet, dem Konformismus der so genannten Marktkunst wirksam zu begegnen aber ebenso dem Kulturpessimismus und seiner Klage über die Macht des Konsumerismus.

Die Ausstellung wird mithilfe von Fotos, Filmen, Videos, Blogs, den sozialen Medien und weiteren massenmedialen Dokumenten den globalen Aktivismus bzw. Artivismus als die erste neue Kunstform des 21. Jahrhunderts zeigen.

Global Activism
14. Dezember 2013 bis 3. März 2014