Gimme Hope, Joachim

25. Mai 2011 Rosemarie Schmitt
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Josef Joachim, erfolgreich und brillant als Komponist und Geiger. Wer das ist? Sie werden erstaunt sein, wie viel Sie schon von ihm gehört haben! Ob in Bruchs Violinkonzert Nr.1, Clara Schumanns Romanze op.22, Dvôráks Humoresque op. 101 oder in zahlreichen Kompositionen Brahms’, überall hatte J.J. seine Finger im Spiel. Einige dieser großen Musiker widmeten Josef Joachim sogar Kompositionen, weil sie ihm dankbar waren und verdankten, nämlich Erfolg! Seine eigenen Werke für Violine blieben allerdings und bedauerlicherweise derweil auf der Strecke.

Am 28. Juni vor 180 Jahren wurde Josef Joachim in Kittsee (zu jener Zeit in Ungarn) geboren. Felix Mendelssohn Bartholdy war sowohl Joachims Vorbild, als auch sein Mentor. Niemand prägte die künstlerische Persönlichkeit Josef Joachims so stark wie dieser. Als Mendelssohn Bartholdy starb, war J.J. erst 16 und verlor zunächst jeglichen Halt. 2 Jahre später ging Joachim nach Weimar, wo er als Konzertmeister und Komponist arbeitete. Die Liste derer, für, mit, und wegen denen er arbeitete, liest sich wie ein Lexikon berühmter Persönlichkeiten aus der Welt der Musik. Liszt, Wagner, Brahms, Clara und Robert Schumann, alle kannten, schätzten und mochten Josef Joachim. Es waren Brahms und Joachim, die Robert Schumann nach seinem Versuch der Selbsttötung bis zu dessen Tode in der Endenicher Nervenheilanstalt besuchten.

Josef Joachim war 18, als er die damals 22jährige Gisela von Arnim kennen lernte, eine Tochter der Schriftstellerin Bettina von Arnim. Gisela kannte jedoch außerdem bereits den Herrn Hermann Grimm, der nicht weniger Interesse als Joachim an dem Fräulein zeigte. Das Fräulein von Arnim liebte Märchen. Mit 20 Jahren veröffentlichte sie bereits ihre Eigenen unter einem nicht eigenen Namen, nämlich Marilla Fittchersvogel oder Allerleih Rauh. Rauh und wenig märchenhaft entwickelten sich die Liebesbeziehungen der drei untereinander. Als Gisela sich 1859 für die Ehe mit Hermann Grimm entschied, fand die leid- und schmerzvolle "Sache" für Josef Joachim endlich ein Ende.

4 Jahre später heiratete er die Opernsängerin Amalie Schneeweiß. Nach 21 Ehejahren und 6 Kindern ließ Amalie sich von dem krankhaft eifersüchtigen Josef scheiden. Selbst J. Joachims Freunde Johannes Brahms und Max Bruch konnten Amalies Entscheidung (was denn nun, Scheidung oder Entscheidung?) verstehen und ergriffen Partei für die Gekränkte. Doch war es nicht so, daß Brahms seinerseits in die verheiratete Clara Schumann verliebt war? Doch von solcherlei Szenen einer Eifersucht wie zwischen Amalie und Josef, ist bei Robert und Clara Schumann wegen Brahms, nichts bekannt. Joachim bezichtigte jedenfalls seine Frau Amalie, schon längst nicht mehr Schneeweiß, des Ehebruchs mit dem Verleger Fritz Simrock, der außerdem auch ein Freund Brahms‘ gewesen war. In einem Brief an Amalie schrieb Johannes Brahms damals: "(...) daß ich auch nur wünschen kann, er möge von seinen falschen und entsetzlichen Einbildungen lassen."

Nun ja, die Liebe... aber was das Geigenspiel betraf, da hatte Josef Joachim den Bogen raus! Es ist ebenso erfreulich, wie auch längst überfällig, daß Schaffen Josef Joachims sowohl ins Bewußtsein der Klassikliebhaber, als auch ins rechte Licht zu rücken. Und dies zelebriert der Violinist Daniel Hope auf beeindruckende Weise mit der herzlichen, aufrichtigen, musikalisch herausragenden CD "The Romantic Violinist", die uns das Label Deutsche Grammophon (Universal-Music) präsentiert. Und wenn Sie diese Art der Romantik nicht mit der von Kerzenschein, Sommerregen, Sonnenauf - und untergängen am Meer verwechseln, werden Sie vermutlich begeistert sein; von Joachim und von Hope!

Es scheint, als habe Joachim uns Hope geschickt. Der Gerechtigkeit wegen.
Gimme Hope, Joachim.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt