Gestrafftes Programm auf der Diagonale Graz

Für Barbara Pichler, die neue Intendantin der Diagonale Graz, muss die diesjährige Werkschau des Österreichischen Films ein großer Erfolg gewesen sein. Fast ein Drittel der 130 Kinovorstellungen waren ausverkauft, die durchschnittliche Auslastung lag bei 70%. 237 Filme und Videos kamen zur Aufführung, davon 29 Premieren und 22 österreichische Erstaufführungen. Die Programmierung war etwas straffer, das etwas schwer erreichbare Geidorf-Kino wurde nicht mehr bespielt, stattdessen jedoch das kleine Filmzentrum im Rechbauer.

Mit der etwas brav erzählten Geschichte der Erben eines kleinen Fischgeschäftes in Wien, "Kleine Fische" wurde die Diagonale eröffnet. Der Film um zwei ungleiche Brüder, die sich auch noch um dieselbe Frau streiten erhielt den Publikumspreis. Hauptgewinner wurde Michael Glawoggers "Das Vaterspiel". Obwohl der Streifen in Berlin einige negative Kritiken hinnehmen musste, wurde er von der Diagonale-Jury "eindeutig" als beste österreichische Produktion von 2008 gewürdigt. Bei der überaus komplexen und vielschichtigen Geschichte geht es um einen virtuellen Massenmörder – einem Studenten, der ein Computerspiel entwirft, bei der dem eigene Vater möglichst oft getötet werden soll, der auf einen echten Massenmörder, einen alten Nazi, der in Litauen freiwillig und aus Überzeugung tausende Juden ermordete, trifft. 
Als bester Dokumentarfilm wurde Constantin Wulffs sensible Studie über eine Geburtsstation "In die Welt" ausgezeichnet. Der Preis Innovatives Kino ging an Michael Palms "Laws of Physics". Besondere Publikumsmagneten waren die makabre Josef-Hader Verfilmung des "Knochenmannes", ältere Filmfreunde konnten sich über ein Wiedersehen mit Karl Merkatz als "Mundl" in "Echte Wiener- die Sackbauer Saga" erfreuen, Nina Kusturica nahm sich des Strebens nach Glück von jungen Imigrantinnen in "Little Aliens" an. 
 Etwas enttäuscht hat Geyerhalters "7915km", wo an Orten, an denen im Jahre 2007 letztmalig die Dakar-Rallye stattgefunden hat, Menschen interviewt wurden. Außer der Arroganz der Weißen gegenüber den Afrikanern war dabei allerdings das Thema verfehlt. Hingegen lieferte sein Kollege Herbert Brödl Geyrhalters Produktionsfirma mit "Flieger über Amazonien" dafür einen atemberaubend schönen dokumentarischen Spielfilm über zwei Piloten von Flugtaxis in der Gegend von Manaus ab. Norbert Fink