Die Ausstellung in der Wiener Albertina ist Georg Baselitz und seiner großzügigen Schenkung von 100 seiner herausragenden und richtungsweisenden Arbeiten auf Papier an die Albertina sowie die Morgan Library in New York gewidmet, aus denen die beiden Museen je 50 für ihre Sammlungen wählen durften.
Das Œuvre von Georg Baselitz hat die Kunstgeschichte nach 1945 wesentlich geprägt, vielmehr radikal auf den Kopf gestellt. Seine Schritte auf der Suche nach einer neuen Methode der Darstellung, die dort liegt, "wo noch keiner war", wie Baselitz sagt, wird anhand dieser retrospektiven Werkauswahl in all ihrer Radikalität und Konsequenz vor Augen geführt. Auch wenn Georg Baselitz vom gegenständlichen Motiv ausgeht, zeigt sich eindringlich, wie viel Abstraktion im Denken und in der künstlerischen Umsetzung stattfindet, um seine eigene Bildsprache zu finden. Dafür studiert Baselitz auch intensiv die Kunstgeschichte, die ihn anregt, sich ihr zunächst aggressiv entgegenzustellen, zu widersetzen, um aus dieser rebellischen Haltung revolutionierende Bilderfindungen zu entwickeln. Hier wird eindrucksvoll nachvollziehbar, dass die Motivumkehr einen konsequenten Schritt darstellt, sich von Inhalten zu befreien und auf die grundsätzlichen Fragen zur Bildgestaltung zu fokussieren.
Der zeitliche Bogen umfasst frühe bis jüngst entstandene Werke, die auch den Stellenwert der Zeichnung im Œuvre des Künstlers deutlich machen: sie ist autonom und dennoch motivisch mit den Gemälden verbunden. Es handelt sich nicht um Skizzen oder Vorzeichnungen, sondern in jeder einzelnen Papierarbeit stellt sich Baselitz einer jeweils eigenen künstlerischen Herausforderung. Dabei finden unterschiedlichste Materialien, wie Bleistift, Tusche, Aquarell oder Pastell ihre Verwendung.
Georg Baselitz
100 Zeichnungen
7.Juni bis 17. September 2023