Gelatin - Loch

Gelatin sind da. Nach der Intervention von Marcus Geiger (2011) und der Einzelausstellung von Hans Schabus (2012) wird das 21er Haus auch in diesem Jahr zum Schauplatz einer vor und für den Ort entstehenden Ausstellung, die das ganze Gebäude umfasst. Den Anfang bildet ein haushoher Block im Atrium des Museums, ein Werkstoff, eine Mine, die auf ihre Ausbeutung wartet.

Gewonnen wird zunächst jedoch nur Leere. Die Musik setzt ein, die vier und ihre mitgebrachten Freunde aus aller Welt fangen an zu graben und abzubauen, Hohlräume zu schaffen. Die Löcher werden gefüllt und als Skulpturen im Raum verteilt. Monumental und leicht. Weich und fest. Sechs Tage lang. Auf der Suche nach der verlorenen Form, dem Negative Space und dem Untergrund der Oberfläche sind Gelatin im 21er Haus zwischengelandet. Ein voluminöser Titan erleichtert erfüllend den Raum. Dessen perfekte Form wird kariös ruiniert, gelöchert und skulptiert, um dadurch alles Weitere zu gebären.

In seiner unsichtbaren Weichheit dient er der Genese der Ausstellung und darf sich dafür rundum verflüchtigen. So wie der Adler Prometheus die Leber aus dem Leib zog, entreißen Gelatin dem Giganten Stücke. Klassischen Materialien und Recherchen über Einfachheit folgen skulpturale Plastiken und umgekehrt. All das geschieht unter Mithilfe der verwirrenden Konzentration vermögender Akteure. Viele Hände geben und nehmen. So erschaffen Gelatin in sechs Tagen mit musikalischer Begleitung die Ausstellung vor Ort und vor Publikum.

Während der Eröffnungswoche entwickeln Gelatin gemeinsam mit Künstlerfreunden vor den Augen der Besucher diese besondere Ausstellung – ein haushoher Block aus formbarem Werkstoff im Atrium des Museums wird unter Begleitung von internationalen Musikern ausgehöhlt und sukzessive abgetragen. Die entstehenden Hohlräume dienen als Gussformen für Plastiken, die nach und nach den Ausstellungsraum füllen werden.
Agnes Husslein-Arco

Gelatin - Loch
5. Juni bis 29. September 2013