Front des Bregenzer Rathauses mit feministischem Touch

Die Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka ist mit ihrem seriell angelegten Kunstprojekt "Solange" erstmals auch in Vorarlberg präsent. Nach Installationen in Wien, Salzburg, Klagenfurt, Wörgl, Innsbruck und Landeck sowie in Italien, Slowenien und Marokko ist ihre Baustellen-Kunst nun auch in Bregenz zu sehen, und zwar am Baugerüst des Rathauses während der dort stattfindenden Umbau- und Sanierungsarbeiten.

Konkret wurde an der eingerüsteten Fassade des Rathauses in Bregenz ein mit pinkem Tüll besticktes Baustellen-Netz mit der Aufschrift "Solange Gleichstellung nicht Deine Lieblingsstellung ist, bin ich Feminist:in" montiert.

Seit 2018 beschäftigt sich Cibulka mit der Frage, wie lange man den Feminismus noch brauchen wird. Ihre im traditionellen Kreuzstich von Hand gefertigten "Solange"-Sätze sollen nach wie vor bestehende Missstände benennen. Dabei sei Cibulka wichtig, dass ihre Slogans frei von Anklage sind, wie sie betont: "Meine Intention ist das Sichtbarmachen von gesellschaftspolitischen Schieflagen und das Sensibilisieren. Es geht mir nie um Schuldzuweisung, auch nicht um ein Verharren im Täter-Opfer-Denken, sondern um Anregung zur Diskussion. Eine Prise Humor kann dabei ein hilfreiches Werkzeug sein."

Aufgrund der aktuellen Zahlen im kürzlich erschienenen Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021, in dem der Frauenanteil in Führungspositionen gering, in Fragen der Karenz und Pflege jedoch frappant hoch ist, meinte die Künstlerin mit einem Augenzwinkern: "Da scheint mir ein Stellungswechsel mehr als angebracht." Für Cibulka sind feministische Forderungen kein Frauenthema. Sie sollen viel mehr gesellschaftspolitisch relevante Probleme aufzeigen, deren Lösung alle interessieren sollte. Darüber hinaus seien natürlich auch Politik und Wirtschaft gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ohne flexiblere Arbeitszeitmodelle, ein Schließen der Gehaltsschere und zusätzliche Kinderbetreuungseinrichtungen werde sich die Situation nicht so schnell ändern, so die Künstlerin.

Cibulka sieht ihre "Kunst im öffentlichen Raum"-Installationen nie losgelöst vom Kontext des Gebäudes und der Location. Insofern bildet der Ort, an dem der neue "Solange"-Satz montiert wurde, eine Synthese: "Ein Rathaus ist ein Ort, an dem man sich Rat holen kann, also eine Servicestelle für alle Bürger:innen dieser Stadt, gleichzeitig aber auch ein Haus, in dem beratschlagt wird, wichtige Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Der Umbau soll dem Zweck dienen, dieses Haus weiter zu öffnen, barrierefreier zu machen. 'Solange' wird während der Bauphase mit weichem pinkem Tüll und Gleichstellungsmessage von außen nach innen und vice versa seine Wirkung entfalten."

Infos zur Installation:
Mit Kabelbinder und Tüll bestickte Staubschutznetze werden international auf Baustellen montiert. Die großformatigen, im traditionellen Kreuzstich eingestickten Botschaften verdeutlichen die anhaltende Notwendigkeit feministischer Forderungen. Die Themenbereiche für die Slogans werden aus zahlreichen Gesprächen rund um das Thema Feminismus entwickelt. Im Fokus steht das Hinterfragen aktueller gesellschaftlicher Machtstrukturen. Bislang wurden 20 Netze realisiert. Eine Ausweitung des Projektes auf weitere Länder ist in Planung.

Die Realisierung der Projekte erfolgt in Kooperation mit Vivian Simbürger (Textilkünstlerin), Tina Themel (Text Editing Deutsch, Kommunikation), Margarethe Clausen (Text Editing English) und Marie Themel (Instagram).