Verschwörungstheorien generiert man, indem man die offizielle Version einer Sache auf den Kopf stellt und diese Sicht dann ohne Belege, aber mit hoher Lautstärke vertritt. Das bemerkenswerteste neuere Beispiel ist Ahmadinejads Rede vor der UNO, in der er die USA des Attentats auf die Twin Towers bezichtigte – ausgerechnet Ahmadinejad, von dem bei seinem Amtsantritt behauptet wurde, er sei als Killer an den Wiener Kurdenmorden beteiligt gewesen (was bislang weder bewiesen noch widerlegt ist).
Besonders interessant ist es, wenn tatsächlich einmal eine Verschwörung auffliegt, bei der eine Tat dem Gegner in die Schuhe geschoben wurde. Im Mai 1996 wurde auf einer algerischen Landstraße ein Sack mit den abgeschlagenen Köpfen der sieben Trappistenmönche des Klosters von Tibéhirine im Atlasgebirge gefunden. Die Mönche waren im April von Islamisten verschleppt worden, die sie vorher schon bedroht hatten. In Algerien tobte damals ein extrem brutaler Krieg zwischen der algerischen Armee und den islamischen Fundamentalisten. Das Köpfen deutete auf die Islamisten als Täter hin und die GIA (Group Islamique Armé) bekannte sich zu der Tat.
Wenig später gab es Gerüchte, die Armee habe die Bluttat begangen und der GIA angehängt. Aber erst 2009 wurde diese Anschuldigung konkret, als der ehemalige französische Militärattaché in Algier behauptete, die Armee habe die Mönche bei einem Befreiungsversuch versehentlich getötet und dann deren Enthauptungen inszeniert, um die Tötungen als islamische Hinrichtungen aussehen zu lassen. Der Diplomat will damals seine Vorgesetzten informiert haben, aber Paris habe nicht reagiert, um sich nicht mit Algier anzulegen. Sarkozy hat mittlerweile die Sache untersuchen lassen und vieles scheint darauf hinzudeuten, dass in diesem Fall die Verschwörungstheorie stimmt. Algier dementiert naturgemäß in empörtem Tonfall.
Populär geworden ist diese Geschichte durch den neuen Film "Des hommes et des dieux" von Xavier Beauvois, der aber keine Schuldzuweisung vornimmt.