Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Navid Kermani

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den deutschen Orientalisten, Schriftsteller und Essayisten Navid Kermani zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 18. Oktober 2015, in der Paulskirche statt. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Navid Kermani, geboren am 27. November 1967 in Siegen als vierter Sohn iranischer Eltern, beginnt mit bereits fünfzehn Jahren, regelmäßig für die Westfälische Rundschau zu schreiben. Nach dem Abitur und einer Hospitanz bei Roberto Ciulli am Theater an der Ruhr in Mülheim studiert er in Köln, Kairo und Bonn Islamwissenschaften, Philosophie und Theaterwissenschaft. Mit seiner Dissertation "Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran" (Verlag C.H. Beck 1999) sorgt er gleichermaßen in den deutschsprachigen Feuilletons wie in der internationalen Fachpresse für Aufmerksamkeit.

Parallel zum Studium schreibt Kermani ab 1995 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung Literaturkritiken und Reportagen und wird 1998 fester Mitarbeiter im Feuilleton. Zudem ist er als Dramaturg am Theater an der Ruhr in Mühlheim (1994/95) und am Schauspielhaus Frankfurt (1998/99) tätig. 1994 gründet er in Isfahan, der Heimatstadt seiner Eltern, das erste internationale Kulturzentrum, das infolge von Spannungen im deutsch-iranischen Verhältnis 1997 wieder schließen muss.

Von 2000 bis 2003 ist Kermani Long Term Fellow am Berliner Wissenschaftskolleg und leitet in dieser Zeit den "Arbeitskreis Moderne und Islam". Zudem initiiert er in dieser Zeit mehrere internationale Forschungsvorhaben wie etwa das Projekt "Jüdische und islamische Hermeneutik als Kulturkritik", aus dem der Vorschlag für eine Jüdisch-Islamische Akademie in Berlin hervorgeht. Mit seinen ersten literarischen Veröffentlichungen entscheidet er sich 2003 gegen die Fortsetzung der akademischen Laufbahn und lebt seither als freier Schriftsteller. Gleichwohl habilitiert er sich 2005 im Fach Orientalistik an der Bonner Universität.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit veröffentlicht Kermani in der Folgezeit regelmäßig Beiträge, Reportagen und Kunstbetrachtungen in den großen deutschsprachigen Zeitungen sowie im Spiegel. Von 2006 bis 2009 ist er Teilnehmer der ersten Deutschen Islam Konferenz und wird 2007 als erster Schriftsteller der zweiten bundesdeutschen Einwanderergeneration in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Das anschließende Jahr 2008 verbringt er als Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Zudem hält Kermani 2010 die traditionsreichen Frankfurter Poetikvorlesungen, ist 2013 Gastprofessor für Islamwissenschaft an der Universität Frankfurt und 2014 Gastprofessor für deutsche Literatur am Dartmouth College (USA).

Navid Kermani lebt seit 1988 in Köln und ist mit Katajun Amirpur verheiratet, die als Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Hamburg lehrt. Das Paar hat zwei Töchter.