Fremde Heimat

Mit der größten Sonderausstellung von Künstlern aus Baden-Württemberg erforscht die Kunsthalle Mannheim das Phänomen "Heimat" in der südwestdeutschen Kunstlandschaft. Der Ausstellungstitel "Fremde Heimat" verweist auf einen höchst produktiven Widerspruch: Denn im Leben wie in der Kunst ist es doch so, dass das Besondere, das Irritierende, das Vorausweisende und das Prägende aus dem Fremdsein in der Welt entsteht. Im Suchen und Überschreiten von Grenzen, dort wo nichts sicher und planbar ist. Kurzum: im Dazwischen.

Nach umfassenden Recherchen, zahllosen Reisen kreuz und quer durch den Südweststaat und über 70 Atelierbesuchen steht nun die Künstlerliste für die große Sonderausstellung in Kooperation mit dem Künstlerbund Baden-Württemberg fest. Neben den Kunstzentren Stuttgart und Karlsruhe mit den großen Akademien des Landes, dem südlichen Dreiländereck um Freiburg und der Metropole Mannheim kristallisierten sich regionale Kernpunkte mit eigenen virulenten Szenen in Baden-Baden, Rottweil, Oberschwaben und im Schwarzwald heraus. Entstanden ist eine selbstbewusste Sichtung dessen was vor Ort, im Südwesten der Bundesrepublik aktuell gearbeitet, gedacht, gelehrt und gelebt wird.

Gezeigt werden 35 künstlerische Positionen aller Generationen. Vertreten sind die Altmeister Fritz Schwegler, Alfonso Hüppi, Peter Dreher und Klaus Heider. Die beiden Kunstakademien werden durch Professoren und Absolventen repräsentiert: Alexander Roob, Birgit Brenner und Gabriela Oberkofler aus Stuttgart - Franz Ackermann, Daniel Roth Carolina Camilla Kreusch aus Karlsruhe. Mit Neuen Medien arbeiten die Künstlergruppen Filderbahnfreundenmöringen FFM und Superart.TV ebenso wie Ruth Hutter, Pablo Wendel, Marco Schuler und der Fotograf Daniel Sigloch. Klaus Staeck zeigt Fotografien. Künstler wie Axel Heil und Daniel Roth entwickeln skulptural-installative Raumarbeiten für den spezifischen Mannheimer Ausstellungskontext. Eine theoriestarke Stuttgarter Künstlerschaft tritt mit Georg Winter, Hagen Betzwieser und Harry Walter auf. Überraschende zeichnerische Positionen bringen z.B. Jürgen Palmtag und Herbert Stattler ein. Klaus Merkel mit Achim Sakic und Franz Ackermann präsentieren Meta-Malerei im installativen Zusammenhang.

Aus dieser elektrisierenden Mixtur von Herkünften und Haltungen, Werken und Biografien ist das Labyrinth einer unvergleichlichen Ausstellung entstanden, die von einer gleichgesinnten Publikation begleitet wird.

Publikation: Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Beiträgen von Wilhelm Genazino, Otto Jägersberg, Bernhard Schlink, Jagoda Marinic, Theresia Walser, Arnold Stadler und Peter Härtling: "Fremde Heimat. Kunst in Baden-Württemberg" Verlag: Das Wunderhorn, Heidelberg, 288 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-88423-344-3, Preis 29,80 Euro.

Fremde Heimat
Kunst in Baden-Württemberg
28. März bis 20. Juni 2010