Frauenheld und Abenteurer - Zum 100. Geburtstag von Errol Flynn

22. Juni 2009 Walter Gasperi
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Das Privatleben von Errol Flynn war vermutlich weit abenteuerlicher und ausschweifender als seine Filmrollen. Am 20. Juni wäre der schon 1959 im Alter von nur 50 Jahren verstorbene Hollywoodstar 100 Jahre alt geworden.

Sein Robin Hood ("The Adventures of Robin Hood"; Michael Curtiz, 1938) ist immer noch der schönste, weil er spielerisch leicht die Balance zwischen Komödie und Abenteuer hält und kein Boxerfilm kann sich an Eleganz mit Raoul Walshs "Gentleman Jim" (1942) messen, weil Flynn auch noch im Boxring Charme versprüht und man nichts von der Gewalt spürt, die hinter seinen Schlägen steckt. Dieser Charme ist wohl das markanteste an den meisten Figuren Flynns und kennzeichneten auch seine Piraten, Captain Blood genauso wie Sir Francis Drake, deren Verkörperung unter der Regie von Michael Curtiz ihn berühmt machte ("Captain Blood", 1935; "The Sea Hawk", 1940).

Wie Flynn gelebt hat, so hat er auch seine Filmrollen angelegt und wohl nicht von ungefähr sagte Studioboss Jack Warner über seinen Star er müsse den ganzen Tag fighten oder ficken. Als Sohn eines australischen Meeresbiologen lag einer bürgerlichen Karriere zwar nichts im Wege, aber als miserabler Schüler handelte sich der am 20. Juni 1909 in Hobart/Australien geborene Flynn mehrere Rausschmisse ein. Bald gab es auch Haftstrafen und er arbeitete als Gigolo und Stricher. Dann versuchte er sich als Goldsucher in Neuguinea, ehe er 1932 noch in Australien im Semi-Dokumentarfilm "In the Wake of the Bounty" sein Leinwanddebüt gab.

Wenig später ging er nach England, wo er Schauspielunterricht nahm und mit seinem zweiten Film "Murder at Monte Carlo" (1935) in Kontakt mit Warner Bros. kam. Einen durchtrainierten und smarten Typen wie Flynn konnte Hollywood für seine Abenteuerfilme immer brauchen und über Nacht wurde er mit dem Piratenfilm "Captain Blood" (1935) zum Star. Festgeschrieben blieb er freilich weitgehend auf diese Rolle, von seiner Agilität, seinem Charme und seinem Witz leben seine Figuren mehr als von differenzierter Charakterzeichnung.

Reihenweise Kassenerfolge drehte er zusammen mit Olivia de Havilland, die als Traumpaar galten, unter der Regie von Michael Curtiz in den späten 1930er Jahren von der Verfilmung von Alfred Lord Tennysons "The Charge of the Light Brigade" (1936) bis zu den Western "Dodge City" (1939) und "Virginia City" (1939). Nach Differenzen mit Curtiz arbeitete Flynn in den 1940er Jahren vor allem mit Raoul Walsh zusammen. Das packende, aber historisch fragwürdige Biopic über den Indianer-Schlächter General Custer "They Died with Their Boots On" (1942) ist ebenso ein Produkt dieser Zusammenarbeit wie der Kriegsfilm "Objective Burma!" (1945) oder der Western "Silver River" (1948).

Berühmt wurde Flynn aber nicht nur durch seine Filme, sondern auch durch seine zahllosen Affären. Selbstironisch nahm er sein Image als Frauenheld in "The Adventures of Don Juan" (Vincent Sherman, 1948) auf die Schippe, der sein letzter großer Erfolg werden sollte. Sein Alkohol- und Drogenkonsum verstärkte sich zunehmend und der Plan nach Ausstieg aus dem Vertrag mit Warner Bros. unabhängig einen Wilhelm-Tell-Film zu drehen scheiterte nicht nur, sondern kostete Flynn auch sein gesamtes Vermögen.

In den späten 1950er Jahren gelang ihm nicht nur ein kurzes Comeback in Filmen, in denen er durchaus zu seinem Leben passend Trinker spielte ("The Sun Also Rises", Henry King - 1957; "The Roots of Heaven", John Huston - 1958), sondern er dokumentierte auch zusammen mit einem befreundeten Regisseur auf sehr persönliche Weise die kubanische Revolution und Fidel Castro, den Flynn als seinen Freund bezeichnete. Doch Hollywood war für "Cuban Story" (1959) noch lange nicht bereit, sodass der Film über Jahrzehnte in den "Giftschränken" verschwand. Flynns letzter Film wurde "Cuban Rebel Girls" (1959), in dem seine sechzehnjährige Geliebte Beverly Aadland die weibliche Hauptrollle spielte. Gezeichnet von jahrelangem Alkohol- und Drogenmissbrauch starb der Hollywoodstar am 14. Oktober 1959 in Vancouver an Herzversagen.

Filme im TV:

Montag, 22.6., 01.20 Uhr – ARD
Sein letztes Kommando (The Died With Their Boots On)
USA 1941. Raoul Walsh. Mit Olivia de Havilland – 135 min
Brillant inszenierter, aber historisch fragwürdiger Western über General Custer

Dienstag, 23.6., 10.20 Uhr – ARD
Günstling einer Königin (The Private Lives of Elizabeth and Essex)
USA. Michael Curtiz. Mit Olivia De Havilland – 100 min
Hochkarätig besetzten, aber pseudohistorischen Kolossalfilm im Bilderbuchstil Hollywoods.

Dienstag, 23.6., 00.35 Uhr – ARD (auch: 28.6., 13.20 Uhr – WDR)
Drei Schwestern aus Montana (The Sisters)
USA 1938. Anatole Litvak. Mit Bette Davis – 95 min
Sentimentales Hollywood-Drama

Dienstag, 23.6. 02.15 Uhr – ARD
Liebe zu viert (Four"s a Crowd)
USA 1938. Michael Curtiz. Mit Olivia De Havilland, Rosalind Russell – 90 min
Komödie

Donnerstag, 25.6., 00.55 Uhr – ARD
Ein Mann der Tat (San Antonio)
USA 1945. David Butler. Mit Alexis Smith – 105 min
Western

Freitag, 26.6., 01.20 Uhr – ARD
Der Herr der Silberminen (Silver River)
USA 1948. Raoul Walsh. Mit Ann Sheridan – 105 min
Düsterer Western

Freitag, 26.6., 03.10 Uhr – ARD
Fluch des Wahnsinns (Cry Wolf)
USA 1947. Peter Godfrey. Mit Barbara Stanwyck – 80 min
Melodramatischer Thriller à la „Rebecca“

Sonntag, 29.6., 01.45 Uhr – ARD
Mr. X auf Abwegen (Footsteps in the Dark)
USA 1947. Lloyd Bacon. Mit Brenda Marshall – 90 min
Krimikomödie

Dienstag 20.6., 00.10 Uhr – ARD
Land der Gottlosen (Santa Fe Trail)
USA 1940. Michael Curtiz. Mit Olivia De Havilland – 105 min
Western

Dienstag, 30.6., 02.10 – ARD
Der Prinz und der Bettelknabe (The Prince and the Pauper)
William Keighley. Mit Bobby Mauch – 115 min
Abenteuerfilm nach Mark Twain

Freitag, 3.7., 02.40 Uhr – ARD
Auf Ehrenwort (Uncertain Glory)
USA 1944. Raoul Walsh. Mit Paul Lukas – 100 min
Im Zweiten Weltkrieg spielendes Agentendrama